Edoardo Albinati: Ein Ehebruch

Erri und Clementina verbringen ein gemeinsames Wochenende auf einer Insel irgendwo im Mittelmeer. Sie sind verheiratet, aber nicht miteinander. Ihren Ehepartnern haben sie irgendwelche Lügengeschichten aufgetischt.

Der 1956 geborene italienische Schriftsteller Edoardo Albinati hat dem Ehebruch einen schmalen Roman gewidmet, den Verena von Koskull übersetzt hat.

Die Lust der beiden Protagonisten aufeinander ist so groß, dass sie schon übereinander herfallen, als ihr Hotelzimmer noch nicht fertig ist – im Wasser, während sie sich an einem gemieteten Motorboot festklammern. Und so geht es dann die nächsten 128 Seiten mehr oder weniger weiter. Man hat Sex miteinander. Viel Sex.

Gleichzeitig sorgen sich die beiden Liebenden, die sich erst seit drei Wochen kennen. Wie wird es nach dem Wochenende weitergehen? Sollen sie ihre Ehepartner verlassen?

Diese Beschreibung klingt so, als könnte „Ein Ehebruch“ ein durchaus reizvolles Büchlein sein – erotisch, aber nicht zu banal. Dem ist leider nicht so. Der Sex, den die beiden permanent miteinander haben, bleibt spröde. Der Autor behauptet ihn zwar permanent, macht die Gefühle der beiden füreinander aber für den Leser nicht nachvollziehbar. Und die erwähnten ernsthaften Gedanken balancieren immer auf der Schwelle zum Pathos und zum Kitsch.

Auch bleiben die Figuren seltsam diffus und fremd. Der Leser lernt sie im ganzen Roman nicht richtig kennen. Über ihre Vergangenheit oder das Leben, das sie führen, wenn sie nicht für ein Wochenende auf einer Insel sind, erfährt man wenig.

Edoardo Albinati ist in Italien seit seinen 1300-Seiten-Wälzer „Die katholische Schule“ – die deutsche Übersetzung erschien 2018 – ein gefeierter Autor. In seiner Heimat erhielt er dafür den Premio Strega, die wichtigste literarische Auszeichnung des Landes.

Edoardo Albinati: Ein Ehebruch.
Berlin Verlag, November 2019.
128 Seiten, Gebundene Ausgabe, 20,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.

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