
Mira hat es geschafft, sich aus ihrem tiefbayrischen Heimatdorf zu befreien, auch innerlich. Sie ist Lehrerin geworden, versucht, ihren Schülern all das zu geben, was sie als Schülerin vermisst hat. Da taucht plötzlich ein Video im Netz auf, das sie nackt zeig. Plötzlich ist alles, ihr Beruf, ihre Familie, in Gefahr. Die Spur führt Mira zurück nach Tannwinkel, in das Dorf ihrer Kindheit und sie ist nicht die Einzige. Die gesamte alte Clique trifft sich auf der Suche nach dem Urheber, denn auch Joseph und Anton sind von den Deep Fakes betroffen. War es wirklich ihre alte Freundin Kat, die nach dem Tod boshafte Inhalte ins Netz gestellt hat? Die Fähigkeiten und die Möglichkeiten dazu hätte sie, denn sie war schon immer ein Mathegenie und hat vor ihrer Krankheit jede Menge Erfolg mit eigenen Programmen gehabt.
In Kats Haus müssen sie nicht einbrechen, denn die vorherrschende KI ist so programmiert, dass sie erkannt und hereingebeten werden. Kat hat also mit ihnen gerechnet, obwohl keiner von ihnen wenige Wochen zuvor auf Kats Kontaktbitte reagiert hat. In ihren letzten Monaten war sie in Therapie und vielleicht kann die Therapeutin Anne ein wenig Licht ins Dunkel bringen?
Die Geschichte spielt in zwei Zeitebenen. Einmal zu der Zeit, als alle noch Teenager waren – oder in Ludwigs Fall eher Kinder – und einmal viele Jahre später, als alle fest im Leben stehen. Über die Geschehnisse vor vielen Jahren erfahren wir durch Kats Tagebuch, aber auch durch Miras Erinnerungen. Und damals ist einiges geschehen, das nach und nach ans Licht kommt. Kat, schon damals genial, war in ihren Vertrauenslehrer verliebt. Mira – damals Fee – leidet unter dem strengen Großvater und der Dorfbevölkerung, die glaubt, niemand aus ihrer Familie könnte zu irgendetwas gut sein.
Der Roman ist leicht lesbar und doch verschachtelt. Cleo Konrad bietet uns so manchen Verdächtigen, zwischenzeitlich dachte ich sogar, die KI hätte sich selbständig gemacht. Es ist ein Roman voller Schuldgefühle, voller Angst vor der Zukunft, aber auch voller Aufklärung darüber, dass man nicht alles glauben soll, was man denkt. Manchmal fehlt einfach das entscheidende Puzzlestück, damit das Bild dann ganz anders wird.
Fazit: Spannender Roman, der auch bis zum Schluss spannend blieb. Nur die Werbung des Verlags verstehe ich nicht so ganz. Es gibt die KI, aber ihre Rolle ist deutlich kleiner, als es scheint. Und ja, es gibt Rache, aber das ist nicht das entscheidende Thema dieses Romans.
Cleo Konrad: Deep Fake. Deinen Lügen kannst du nicht entkommen.
Lübbe, 01 / 25
528 Seiten, Paperback, 18 Euro
Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.