Vier Jahre sind vergangen, seit der Blinde Nathaniel die ihm unbekannte Carole über eine App bei einer Kleiderauswahl um Hilfe bat. Daraus entstand schnell ein Abenteuer, denn Nathaniel glaubte, über das Telefon Zeuge eines Unglücks geworden zu sein. Carole Stein liegt seit den Ereignissen vor vier Jahren im Koma. Ihr Sohn Silas hat seine Mutter noch niemals gesprochen, obwohl er bereits vier Jahre alt ist. Nathaniel besucht einmal im Monat gemeinsam mit seinem Patensohn Carole im Krankenhaus. Doch diesmal ist alles anders. Carole ist nicht mehr da! Warum, das kann die Pflegerin auch erstmal nicht erklären. Später folgt telefonisch die Entschuldigung, dass die Frau verstorben sei. Wo sie allerdings beerdigt ist, kann Nathaniel niemand sagen. Er bittet deshalb seine Bekannte Milla, eine Journalistin, um Hilfe.
Nach ihrem ersten „Fall“, „Blind“, gibt es einen neuen Roman zum ungewöhnlichen Duo der Journalistin Milla Nova und des Blinden Nathaniel Brenner. Eine separate Lektüre von „Die Patientin“ sei allerdings nicht empfohlen, da es mehr als nur einen leichten Bezug zum ersten Band gibt. Erneut ist die Figurenkonstellation großartig gewählt: Der Blinde Nathaniel hat seinen eigenen Zugang zur Welt, eine Blindenhündin, die zwar nicht perfekt ist, auf die er sich aber in der Not immer verlassen kann. Er hat ein gutes Gehör und einen Sinn dafür, Ungereimtheiten aufzudecken. Milla ist Journalistin und verfügt über zahlreiche Connections zu Ärzten, anderen Journalisten und auch zur Polizei. Ihr Freund Sandro komplettiert das „Trio“, das natürlich nicht wissentlich zusammenarbeitet, nämlich. Er ist Polizist und parallel zu der Aufregung um Carole mit mehreren Fällen von unbekannten Toten betraut, die allesamt auf den ersten Blick nach Selbstmord aussehen.
Zur Mitte des Romans gibt es dann noch kurze Kapitel aus Sicht einer Frau, die orientierungslos in einem Krankenzimmer liegt und sich nicht einmal an ihren Namen erinnern kann. Was will man mehr! Die Schweizer Autorin Christine Brand hat erneut einen großartigen, spannenden Roman geschrieben, der auch den Leserinnen und Lesern gefallen wird, die üblicherweise nicht zu Krimis greifen – und da zähle ich mich ganz klar dazu! Und doch sind die Bände um Milla und Nathaniel abwechslungsreich und auch spannend erzählt. Selbst als Nicht-Kenner des Genres findet man hier schnell Anschluss und liest interessiert und gebannt.
Ganz toll! Ein würdiger Nachfolger zum ersten Band!
Christine Brand: Milla Nova 02: Die Patientin.
Blanvalet, März 2020.
480 Seiten, Taschenbuch, 15,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.