Lisa Graf: Lindt & Sprüngli: Zwei Familien, eine Leidenschaft

Leuchtendes Rot und Gold, eine edle Packung, die wohl grade geöffnet wird – schon das ansprechende Cover duftet irgendwie nach Schokolade, macht Lust auf Naschen! Und dann auch noch das Rezept in der Kladde! Tarte au chocolat! Erst backen oder erst lesen?

Akribisch recherchiert, historisch absolut wasserdicht, sowohl was wichtige Persönlichkeiten wie den Österreicher Johannes Baur angeht, der damals u.a. sein berühmtes Hotel „Baur au Lac“ hat bauen lassen. Von der Zürcher Gesellschaft belächelt, weil sie nicht glauben konnten, dass er „mit sowas, außerhalb der Stadt“ erfolgreich sein könnte, wie auch der Stadtgeschichte oder der politischen Gegebenheiten. Noch dazu äußerst fesselnd und flüssig geschrieben. Emotional berührend. Das ist kurz zusammengefasst der erste Teil der Geschichte um die berühmte Confiserie Lindt & Sprüngli in Zürich.

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Ruth Kvarnström-Jones: Stockholm: Die fabelhaften Frauen des Grand Hôtel

Das Grand Hôtel in Stockholm zählt auch heute noch zu den besten im Land. Das heutige 5-Sterne-Hotel wurde 1874 eröffnet und feiert in diesem Jahr sein 150-jähriges Bestehen. Toplage, direkt am Wasser, Blick auf den Königlichen Palast und die Altstadt zeichnen es auch heute noch aus. In ihrem Roman, der auf historischen Fakten basiert, erzählt uns die Autorin einiges über die wechselvolle Geschichte des Nobelhotels aber auch der Frauen, die es mit zu dem gemacht haben, was es heute noch ist. 1902 wird Wilhelmina Skogh vom damaligen Vorstand des Hotels gebeten, die Geschäftsleitung zu übernehmen und das Hotel aus der finanziellen Schieflage zu führen.

Keine leichte Entscheidung für die Herren, die sich damit einer Frau „ausliefern“. „Es gibt nichts Schlimmeres als eine Frau, die weiß, das sie recht hat“, heißt es an einer Stelle, als es darum geht, die Bedingungen zu akzeptieren, unter denen Wilhelmina Skogh bereit wäre, die Geschäftsleitung zu übernehmen. Um die finanzielle Lage des Hotels zu verbessern, will Wilhelmina einige Veränderungen vornehmen. Zum Beispiel das Restaurant des Hotels auch attraktiv machen für Einheimische.

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Eva-Maria Bast: Der Traum des Louis Vuitton

Manchmal ist es doch einfach schön, wenn man weiß, wo die Dinge herkommen, die man besitzt oder von denen man träumt, weil man sie nicht besitzen kann. Ich könnte mir vorstellen, dass viele von Ihnen zum Beispiel auch ganz gerne eine Handtasche oder einen Koffer von Louis Vuitton besitzen würden, wenn diese edlen Teile nicht so wahnsinnig teuer wären.

Allein eine Hülle für den Reisepass (braucht man das?) kostet schon knapp 300 Euro, ein Kulturbeutel gut 700.-, für einen Koffer gibt’s nach oben eigentlich keine Grenzen. Ein besonderes Stück, „der Koffer des 20. Jahrhunderts“ kostet sage und schreibe mal eben gute 39.000 Euro!!! Stattlich! Aber man darf ja träumen! Und genau das ist es auch, was den jungen Louis Vuitton angetrieben hat. Das und der Zuspruch seiner viel zu früh verstorbenen Mutter, die ihm gesagt hatte, „du kannst alles erreichen, was du nur willst! Glaub an deine Träume. Sie werden wahr.“

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Micaela Jary: Die Lindenterrasse: Ein Juwel am Elbstrand

„Der unangefochtene Lieblingsort im Louis C. Jacob ist und bleibt unsere wunderschöne Lindenterrasse. Die Schiffe auf der Elbe beobachten, Kaffee und Kuchen genießen oder später am Abend einen Sundowner trinken und der Sonne dabei zusehen, wie sie langsam untergeht. Hier erleben Sie Hamburg von seiner schönsten Seite.“

Unter anderem diesen Eintrag können Sie heute lesen, wenn Sie „Lindenterrasse“ bei Google eingeben. Die Lindenterrasse, um die es im gleichnamigen Roman geht, ist der Ursprungsort der hier angepriesenen Terrasse eines Nobelhotels an der Elbchaussee im heutigen Hamburg. Damals noch weit vor den Toren Hamburgs, in Nienstedten im Herzogtum Holstein-Pinneberg, Königreich Dänemark gelegen und Teil der Konditorei von Paridom Burmester, der allerdings weit über das kleine Dorf hinaus für seine Pâtisserien und Zuckerbäckereien berühmt gewesen sein soll. Micaela Jary hat auch hier, wie schon in der Trilogie um „Das Kino am Jungfernstieg“ wieder einen Blick auf die Geschichte ihrer Heimatstadt und die Entwicklung eines besonderen Stadtteils geworfen.

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Joseph Conrad: Herz der Finsternis (1899)

Des Menschen Gier ist unersättlich. Davon zeugt diese 1899 erstmals erschienene und nun bei Diogenes deluxe Verlag neu aufgelegte Geschichte von Joseph Conrad. Forscher, Goldsucher, Händler, Abenteurer – im Text beschönigend als „Pilger“ bezeichnet – ziehen in die Schwärze des afrikanischen Kontinents, immer weiter am Fluss Kongo entlang. Dort bringen sie nicht etwa den vermeintlichen Fortschritt, sondern schröpfen den Kontinent bis aufs Blut. Von Bodenschätzen über Elfenbein bis hin zu den Menschen, den Sklaven. Entrechtet, ausgebeutet, gefoltert, getötet: Diese von Conrad beschriebenen Szenen wirken bisweilen wie ein Fiebertraum, wie ein Delirium, erschreckend nah und distanziert-abgeklärt zugleich.

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Katrin Tempel: Die Zeitungsdynastie: Goldene Jahre

Ein historischer Roman, der uns zunächst ins Berlin der Goldenen Jahre, den 1920ern, entführt.

Theo Manthey, Inhaber des gleichnamigen Zeitungsverlages, möchte sich aus gesundheitlichen Gründen aus dem aktiven Geschäftsleben zurückziehen und die Leitung des Verlages seinen Söhnen Fritjof und Alexander übertragen. Fritjof ist bereits in die Geschäfte eingebunden, Alexander interessiert sich mehr für schöne Frauen und das Berliner Nachtleben. Tochter Vicky ist außen vor, für sie ist eine standesgemäße Ehe vorgesehen und eine eigene Familie. Zunächst aber möchte auch Vicky das Nachtleben genießen, immerhin hat sie grade ihre Zeit im vornehmen Internat hinter sich gebracht. In ihrem Bruder Alexander hat sie den idealen Begleiter. Das Leben könnte so schön sein, wenn nicht ein tragischer Unfall, bzw. Mord, ihr Leben fortan überschatten würde. Alle drei Geschwister sind darin verwickelt und müssen in Zukunft damit leben, dass sie die Tat vertuscht haben. Ihr Verhältnis untereinander ist nicht mehr unbeschwert. Weiterlesen

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JP O’Conell: Sommer im Hotel Portofino

Auch im zweiten Teil seiner Bandreihe rund um ein mondänes Hotel an der ligurischen Küste im Italien der 1920er Jahre mixt der britische Autor JP O’Connell einen literarischen Sommercocktail mit den richtigen Zutaten: verbotene Liebschaften aller Art, Fortschritt versus Faschismus, Bilderbuchlandschaften gepaart mit nostalgischem Chic. Plus Frauen, die sich emanzipieren und Männern, denen das zumeist gar nicht passt.

Das Jahrzehnt der 1920er Jahre ist wie geschaffen für spannende Storys voller Sprengstoffpotenzial, da sich die Welt zu dieser Zeit in verschiedene Richtungen entwickelt. Das Beispiel Italien zeigt dies besonders deutlich. Hier machen einerseits mondäne, weltoffene Menschen Urlaub, während sich im Hintergrund seit der Machtübernahme Mussolinis im Jahr 1922 bereits die ersten Schrecken des Faschismus zusammenbrauen. Frauen zelebrieren ihre neue Freiheit rund um Frauenwahlrecht und bejubeln Josephine Baker im Bananenröckchen, während die „Braunhemden“ ihnen nach und nach ihre Besitzansprüche entziehen wollen und sie lieber als Heimchen am Herd sehen. So ist der zweite Teil der „Downton Abbey“-ähnlichen Buchreihe noch spannender und tragischer. Für so manche/n Protagonist/in wartet kein Happy End hinter dem Sonnenuntergang! Weiterlesen

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Ursula Parrott: Ex-Wife (1929)

Eine köstliche Zeitkapsel? »Sex and the City« meets »The Great Gatsby«?

Als dieser Roman vor 100 Jahren, 1929, anonym erschien, wurde er sofort zum Bestseller – eine skandalöse Scheidungsgeschichte aus der Zeit des Jazz.

Doch wo steckt der Glamour und die wilden Partys à la »The Great Gatsby«? Wo der freche, moderne Geist von »Sex and the City«?

Du bekommst eine spritzige, schnelle Lektüre über Patricia, 24 und frisch verlassen, die das wilde Manhattan der Roaring Twenties unsicher macht. Zwischen Barbesuchen, Partys, Musicals, zu viel Alkohol, Zigaretten, Flirts und unpassenden Affären reflektiert sie über die Vergangenheit mit ihrem Ex-Mann, einem egozentrischen Arsch, und kämpft voller Selbstzweifel und nostalgischer Sehnsüchte mit dem Wunsch, wieder mit ihm zusammenzukommen. Weiterlesen

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Miriam Georg: Im Nordwind

Der Hamburger Dom ist diesmal einer der Schauplätze des Romans. Miriam Georg erzählt uns – in den Rückblicken auf die Kindheit der Protagonistin Alice – einiges vom Leben der Schausteller, die ständig unterwegs waren, nirgends wirklich zu Hause und meistens in großer Armut lebten. Das ist das Leben von Alice‘ Eltern. Als Kind genoss Alice es, mit ihrem Bruder über den Jahrmarkt zu ziehen, die Attraktionen zu sehen und zu erleben, aber es ist keine Heimat. Alice soll es besser haben, die Eltern brauchen das Geld und geben Alice weg. Von da an lebt sie als Christina im sogenannten Pastorenhaus in der Nordmarsch, wo sie einerseits wie eine Magd behandelt, andererseits aber als die Nichte des Pastors ausgegeben wird. Ihre Aufgabe besteht vor allem in der Pflege der todkranken Ehefrau des Pastors, Zuneigung oder gar Liebe erfährt sie hier nicht. Alice ist noch ein Kind, unbedarft und den Menschen im Haus ausgeliefert. Es kommt wie es kommen muss, Alice wird schwanger, muss das Haus verlassen. Auch das Kind darf sie später nicht behalten. Weiterlesen

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Charlotte Roth: Die Stauffenbergs: Eine große Liebe in Zeiten des Krieges

Es ist ein bisschen, wie wenn man in einem Buch die letzte Seite zuerst liest.

Man kennt den Ausgang der Geschichte ja und weiß, es ist kein Happy End! Insofern ist dieser biografische Roman von Anfang an bedrückend. Das missglückte Attentat auf Hitler, am 20. Juli 1944, jährt sich zum 80. Mal, das Erscheinungsdatum des Buches ist also sicher nicht zufällig gewählt. Vielleicht sollte man im Geschichtsunterricht durchaus auch mal solche Bücher einsetzen, statt nur trockener Daten, Fakten und Namen, die sich die Wenigsten merken können oder wollen. Das ein oder andere „Geschichtsbuch“ dieser Art würde vielleicht einiges zum besseren Verständnis beitragen. Auch wenn die Autorin betont, dass die Handlungen ihres Romans fiktiv sind, dass der Roman vor allem eine Liebesgeschichte sei, orientiert sie sich doch eng an den historischen Personen und Ereignissen. Sie hatte nicht den Anspruch, eine Biographie zu schreiben, wohl aber den Wunsch, durch Erfundenes Wahres sichtbarer zu machen. Ich finde, dieser Wunsch wurde ihr erfüllt. Charlotte Roth erzählt uns eine wunderschöne und tieftraurige Liebesgeschichte. Die Geschichte von Nina, Tochter des fränkischen Generalkonsuls und einer baltischen Freifrau. Ihre Familie lebt in Bamberg.

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