Susanne Goga: Schatten in der Friedrichstadt

Ein neuer Fall für Leo Wechsler, den Kommissar im Berlin der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts. Was mir an dieser Krimireihe der Mönchengladbacher Autorin so gut gefällt, ist die Schilderung normaler Menschen in (mehr oder weniger) normalen Verhältnissen. Anders als in so vielen anderen Büchern oder Filmen, die vor allem die nächtliche, die schattige Seite des Berlins dieser Jahre zeigen, treffen wir in den Wechsler-Krimis auf Alltag, Menschen mit alltäglichen Problemen oder mit alltäglichem Glück.

Wobei das Mordopfer natürlich weniger Glück hat, als der Mann nämlich vom Dach des Ullstein-Hauses gestoßen wird. Moritz Graf war das, was man heute einen Investigativ-Journalisten nennt. Aufgrund seiner erfolgreichen Artikel, die auf akribischen Recherchen beruhten, hatte er einigen Freiraum im Verlag, darunter das Privileg, auch mal auf dem Dach des Hauses zu schreiben. Das wurde ihm nun zum Verhängnis.

Leo Wechsler und sein Team finden lange nicht heraus, was denn das Motiv für den Mord war und fischen daher in vielen trüben Gewässern. In Verdacht gerät ein Arbeitsloser ohne Obdach, aber auch Mitarbeiter anderer Verlagshäuser kommen ins Visier der Polizei. Dabei spielt auch die damalige politische Situation in Deutschland und besonders in Berlin eine erhebliche Rolle, gerät doch Leo Wechsler unter heftigen Druck und wird sogar bedroht. Weiterlesen

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Ralf Langroth: Ein Präsident verschwindet

Wenn 1954 ein hochrangiger Politiker, und in diesem besonderen Fall der Präsident des Verfassungsschutzes, verschwindet, ein paar Tage später in Ost-Berlin vor Presseleuten eine kommunistische Rede schwingt, sind einige Fragen zu beantworten. Dies soll der Bonner Kriminalhauptkommissar Gerber vom BKA für Adenauer erledigen. Schon zu einer früheren Zeit gelang es diesem, brisante Unterlagen für den Bundeskanzler zu sichern. Nun steht er wieder an der Front zwischen den Geheimdiensten. Angeblich soll neben dem ‚übergelaufenen‘ Dr. John auch Gerbers Freundin, die Journalistin Eva Herden, in Ost-Berlin gesehen worden sein. Sie habe Dr. John interviewt und über die Grenze begleitet. Gerber sieht von den beiden Fotos und ist irritiert. Hat Eva die ganze Zeit gelogen? Hat sie seine Kontakte möglicherweise für Spionagezwecke missbraucht? Zweifel und Angst um Eva begleiten seine Ermittlungen.

Normalerweise sollte ein Polizist an keiner Ermittlung beteiligt sein, wenn dessen Angehörige im Zentrum von möglichen Straftaten stehen. Doch Adenauer ist der Meinung, dass gerade die enge Verbindung zwischen Gerber und Eva Herden höher zu bewerten sei als eine Befangenheit. Natürlich sehen Kollegen vom Nachrichtendienst der Organisation Gehlen (ORG) dies anders. Während Gerber den Spuren eines Auftragsmörders folgt, der systematisch alle wichtigen Zeugen in West-Berlin umbringt, entwickelt sich seine Ermittlung in eine politisch hochexplosive Richtung. Weiterlesen

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Florian Knöppler: Habichtland

Mit dem Roman „Habichtland“ legt Florian Knöppler, ein Jahr nach seinem ersten Roman  „Kronsnest“, die Fortsetzung vor.  Die Welt jedoch hat sich inzwischen dramatisch verändert. Mich erreichte der Titel „Habichtland“ am sechsten Tag des Ukrainekrieges. Zwar erzählt Florian Knöppler die Geschichte einer Familie, die an den Verhältnissen des erstarkenden Nationalsozialismus in Deutschland zu zerbrechen droht, Die Frage jedoch, die der Autor mit seinem neuen Plot stellt ist die Frage, der  sich im Frühjahr 2022 Millionen von Menschen stellen müssen: Wie kann man leben und lieben, wenn die Welt im Irrsinn versinkt?

Natürlich ahnte Florian Knöppler nicht, in welch grausame Aktualität er seine Geschichte hineinerzählte. Es ist die Fortsetzung der Vita seines Protagonisten aus „Kronsnest“. Hannes ist inzwischen ein erwachsener Mann geworden. Er lebt mit Lisa und den beiden Kindern auf einem kleinen Hof in der Elbmarsch. Der zweite Weltkrieg tobt bereits durch Europa und auch in den Dörfern Schleswig-Holsteins ändern sich die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse. Wieder gerät Hannes unter Druck. Diesmal ist es nicht der inzwischen verstorbene Vater. Hannes will sich aus allem heraushalten und ein zurückgezogenes Leben führen. Doch Lisa tut sich schwer. Weiterlesen

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Markus Gasser: Die Verschwörung der Krähen

Markus Gasser, österreichischer Literaturwissenschaftler und Schöpfer des YouTube-Kanals „Literatur ist alles“, bringt uns in seinem ersten Roman „Die Verschwörung der Krähen“ das Leben des Schriftstellers Daniel de Foe näher. Den meisten ist de Foe vermutlich als Autor des Romans „Robinson Crusoe“ ein Begriff, aber eigentlich war der Brite viel mehr als das.

De Foe wird Mitte des 17. Jahrhunderts in London geboren. Dieses London um 1700, in dem Gassers Geschehen spielt, zeichnet er als wenig einladenden Ort. Als Angehöriger des presbyterianischen Glaubens gehört de Foe in dieser Welt zu den Ausgegrenzten, den sogenannten „Dissentern“. Dies liegt nicht zuletzt an Queen Anne Stuart, die wenig übrig hat für politische oder religiöse Gesinnungen, die nicht ihren eigenen entsprechen. Wenig verwunderlich also, dass de Foe wiederum nicht zu den Befürwortern seiner Königin gehört. Und so veröffentlicht de Foe diverse Schriften und Flugblätter, die über politische Machenschaften aufklären, was ihn zeitweise sogar hinter Schloss und Riegel und an den Pranger bringt.

Gasser erzählt die Geschichte de Foes und seiner Lebenswelt in mehreren Episoden verschiedener Zeitebenen, die nicht immer in chronologischer Reihenfolge aufeinander folgen. Neben dem intriganten Königshof und dem Gefängnis „Newgate“ bildet auch die Londoner Unterwelt einen Schauplatz des Romans, wo recht ausführlich das illegale Imperium des Jonathan Wyldes beleuchtet wird. Weiterlesen

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Oliver Clements: Der Spion der Königin

#1572 in Paris: In der Bartholomäusnacht veranstalten Katholiken ein barbarisches Massaker und töten unzählige Protestanten. Mitten in dem Chaos versucht Francis Walsingham, wichtige Dokumente zu retten. Sein Gehilfe soll die Unterlagen in Richtung England und damit zu Königin Elisabeth I. schaffen. Doch der Mann wird getötet, die Dokumente gestohlen.

Wie sich später herausstellt, handelte es sich um eine mutmaßliche Lagebeschreibung der Straße von Anian, der Nordwestpassage, die einen direkten Seeweg von dem Pazifischen in den Atlantischen Ozean ermöglichen soll. Für England wäre das Wissen um einen solchen Weg von großer Bedeutung: Nicht nur könnte man so den Spaniern endlich Konkurrenz bei der Entdeckung der neuen Welt machen, sondern die Schätze aus neuen Ländern scheinen auch die einzige Möglichkeit zu sein, endlich aufzurüsten. Denn Elisabeth I. sieht sich zunehmend von fremden Mächten bedroht – und das nicht nur, weil Mary Stuart immer noch lebt und auf ihren Thron lauert. Weiterlesen

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Antonia Blum: Kinderklinik Weißensee 02: Jahre der Hoffnung

Berlin, 1918: Das Waisenmädchen Marlene Lindow ist erwachsen und scheint der Erfüllung all ihrer Träume nahe. Die Ausbildung zur Krankenschwester hat sie mit links geschafft, das Studium zur Ärztin liegt so gut wie hinter ihr. An ihrer ehemaligen Ausbildungsstelle, der Kinderklinken Weißensee, soll sie nun den praktischen Teil des Studiums absolvieren. Doch die Ereignisse überschlagen sich. Ihr Verlobter Maximilian, ebenfalls Arzt, wird doch noch an die Front beordert, um dort Verwundete in einem Lazarettzug zu behandeln. Marlene weigert sich am Tag seiner Abreise, ihn noch eben schnell zu heiraten. Sie selbst bleibt in Berlin und plötzlich häufen sich Fälle einer starken Grippe, die gemeinhin als spanische Grippe bekannt ist. Auch die Kinderklinik, deren Behandlungskonzept im Umland einmalig ist, wird vor eine große Herausforderung gestellt.

Antonia Blum erfindet das Rad nicht neu und zugegebenermaßen ist sie auch gegen zahlreiche Klischees nicht geschützt. Aber diese Autorin kann erzählen, und zwar sowas von! Innerhalb weniger Seiten ist man in der spannenden und abwechslungsreichen Geschichte drin. Weiterlesen

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Marco Hasenkopf: Eisflut 1784

Während man diesen Roman liest, sollte man sich warm anziehen. Denn selbst in einem wohlig geheizten Zimmer beginnt man bei dieser Lektüre unweigerlich zu frieren. Es ist unfassbar kalt im Winter 1784 in Mülheim am Rhein, nahe Köln. Wo dieser historische Kriminalroman spielt und fesselt.

Die Hauptrolle spielt dabei im Grunde tatsächlich das Wetter. Und die drohende Gefahr durch die gigantischen Eisflächen, die sich auf dem Rhein gebildet haben bei diesen lebensgefährlichen Temperaturen. Unter diesen Bedingungen beginnt der Amtmann Henrik Venray mit Ermittlungen in einem Mordfall. Ein Mönch wurde tot aufgefunden. Nicht erfroren, sondern ermordet, wie sich dank der Untersuchungen der Apothekerin Anna-Maria Scheidt herausstellt.

All die widrigen Umstände, nicht nur das grausame Wetter, sondern auch Heimlichkeiten und Intrigen der Kirche und Auseinandersetzungen mit Wichtigtuern und Verbrechern, können Venray nicht aufhalten. Konsequent und sich selbst treu bleibend, mit Anna-Maria an seiner Seite, lässt er nicht locker, erst recht, als sich herausstellt, was es mit den verwahrlosten und gequälten Kindern auf sich hat, die sie bei ihren Recherchen entdecken. Weiterlesen

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Miranda Malins: Die Tochter des Königsmörders

Der traditionsreiche Spruch – „Der König ist tot, lang lebe der König“ – passt 1657 nicht mehr. Nach vielen Kämpfen ist der tyrannische König Charles nicht nur abgesetzt worden. Seine politischen Gegner unter der Führung von Oliver Cromwell haben ihn zum Tode verurteilt. Das Vakuum der Macht braucht nun einen Nachfolger, der jedoch über weniger Macht verfügen soll. Doch wie kann dies bei unterschiedlichen Vorstellungen funktionieren? Oliver Cromwell und seine politischen Freunde setzen sich nun für eine Gewaltenteilung und mehr Macht in einem geteilten Parlament ein.

Cromwells jüngste Tochter Frances verfolgt mit großem Interesse die Ränkespiele im Palast und erfährt bei Familienzusammenkünften, wie aus dem politischen Kampf ein wüstes Hin und Her entsteht. Plötzlich werden aus alten Weggefährten und Freunden Rädelsführer, die die Ermordung von Oliver Cromwell und seiner Familie planen. Bei einem missglückten Attentat im Palast begreift Frances, wie gefährlich ihr luxuriöses Leben als „Prinzessin“ geworden ist. In ihr wächst der rebellische Gedanke: Wenn jederzeit ihr Leben bedroht ist, dann will sie auch in Freiheit leben. Weiterlesen

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Anne Stern: Fräulein Gold: Die Stunde der Frauen

Im vierten Band mit Fräulein Gold hat die Stunde der Frauen geschlagen, so dass für die Aufdeckung von Verbrechen wenig Raum bleibt. Hulda hat inzwischen eine steile Karriere zurückgelegt: Aus der freischaffenden Hebamme ist die leitende Hebamme einer angesehenen Frauenklinik in Berlin-Mitte geworden. Endlich hat sie die Macht, einzelnen Gebärenden ein angenehmes Umfeld zu schaffen. Auch ihre Erfolge bei schwierigen Geburten erstaunt so manchen Arzt.

Privat geht es ebenfalls aufwärts: Der junge Arzt Johann will sie nach einem Jahr intensiver Werbung endlich heiraten. Im Vergleich zu Hulda sieht er keine Hindernisse, denn seine vermögenden Eltern haben ihm bisher jeden Weg geebnet. An seiner Seite lernt Hulda die Licht- und Schattenseiten der höheren Gesellschaft kennen. Ihre Neugier und Zweifel finden neue Nahrung.

Der Name Anne Stern steht für kurzweilige Unterhaltungsromane, in denen die Autorin die großen Themen Gleichberechtigung und Frauengesundheit vor einem historischen Hintergrund bearbeitet. 1925 geht es in Berlin für viele wirtschaftlich ein wenig aufwärts. Es herrscht in den Arbeiterkreisen aber trotzdem tiefe Armut. Weiterlesen

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Ella Carey: Die Frauen von New York 01: Glanz der Freiheit

Manchmal stellt sich erst später heraus, wer ein Feind ist. Lily Rose, die bisher von ihren reichen Eltern behütet worden ist, folgt ihrem Talent, dem Kochen. Rezepte auszuprobieren, macht ihr mehr Spaß, als Oberflächlichkeiten auf Partys oder gesellschaftlichen Ereignissen auszutauschen. In der Küche des berühmten New Yorker Restaurants Valentino’s darf Lily endlich das Kochen von der Pike auf lernen und dringt damit in eine Männerdomäne ein. Schnell steigt sie die Karriereleiter nach oben. Einige Kollegen werfen ihr vor, nur wegen ihrer Schönheit, ihrer Beziehungen und der Kriegsumstände Sous-Chefin geworden zu sein. Allein die Aussicht, sie könne jetzt auch noch Küchenchefin werden, sorgt für weiteren Aufruhr.

Die Australierin Ella Carey hat mit ihrem Auftakt der Trilogie Frauen in New York ein breites Feld abgesteckt. Sie liebt mutige Frauenfiguren und schreibt Romane nach wahren Begebenheiten. Aus dem Englischen übersetzten Christine und Anna Julia Strüh. Weiterlesen

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