Antonia Blum: Kinderklinik Weißensee 01: Zeit der Wunder

Berlin, 1911: Mit vor Aufregung schweißnassen Händen treten die Schwestern Marlene und Emma Lindow auf das Gelände der Kinderklinik Weißensee. Die soeben neu eröffnete Kinderklinik bietet den beiden Waisen die Chance, eine Ausbildung als Kinderkrankenschwester zu absolvieren. Doch aufgrund ihrer Herkunft haben die beiden jungen Frauen es nicht leicht und müssen immer wieder gegen Vorurteile ankommen. Als dann auch noch ein kleiner Patient mit unklaren Symptomen für Aufsehen sorgt, steht der ganze Ruf der Klinik auf der Kippe.

Die Autorin Antonia Blum entdeckte durch Zufall die Ruine der einstigen Kinderklinik Weißensee und begab sich dann auf Spurensuche in der Vergangenheit. Der vorliegende Roman ist der erste von drei Bänden rund um Marlene und Emma Lindow, die meist abwechselnd von ihren Erlebnissen in der Klinik berichten. Entstanden ist ein sehr bunter, unterhaltsamer historischer Roman, in dem sich natürlich auch das ein oder andere Klischee findet – das schadet ihm aber nicht. Die Geschichte rund um die beiden angehenden Kinderkrankenschwestern ist so nett erzählt, dass man darüber gerne hinwegsieht. Im Roman findet sich die ganze Bandbreite menschlicher Themen. Beide Schwestern verlieben sich in dem Jahr, bekommen menschliche Schicksale mit, geraten an ihre Grenzen und gehen darüber hinaus. Weiterlesen

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Bastian Zach & Matthias Bauer: Tränen-der-Erde-Saga 02: Das Reich der zwei Kreuze

Mit „Das Reich der zwei Kreuze“ legen die Autoren Zach und Bauer den zweiten Band der „Tränen der Erde“-Reihe vor. Wie bereits in Band 1 „Tränen der Erde“ stehen die Familien Heidfeldt und Ackermann im Fokus. Der Roman spielt zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges.

Was sind die geeigneten Ingredienzien für eine spannende Familiensaga? Zach und Bauer wissen es ganz sicher und fügen der Handlung einen großen Löffel Intrigen, Verrat, Liebe und Schicksal bei. Die katholisch geprägten Ackermanns sind nach ihrer Enteignung und Vertreibung aus dem protestantischen Donauwörth in Prag angekommen und müssen sich den Lebensunterhalt mühsam verdienen. Aber auch den Heidfeldts droht Ungemach. So erleidet Johannes einen Schlaganfall und muss die Leitung des Geschäfts an Sohn Balthasar übergeben, obgleich der noch nicht geeignet scheint.

Der große Rahmen dieser Geschichte ist historisch belegt. Den Raum dazwischen füllen die Autoren mit glaubhafter Fiktion. Auf diese Weise bietet „Das Reich der zwei Kreuze“ neben guter Unterhaltung einen Spritzer Geschichtswissenauffrischung. Weiterlesen

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Claudia Gross: Deutschland 1925: Annas Reise

Wer vom Titel auf ein Sachbuch über Deutschland in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen schließt, liegt nicht ganz daneben. Die Autorin Claudia Gross hat sich eigenen Angaben nach vom Matrosenaufstand zum Ende des Ersten Weltkrieges in Kiel zu diesem Roman inspirieren lassen.

In „Annas Reise“, mir gefällt der Untertitel bedeutend besser, entwirft sie ein gut recherchiertes Bild Deutschlands zur Zeit der Weimarer Republik. Der Roman enthält Elemente einer Liebesgeschichte, eines Krimis und eines Gesellschaftsromans. Vielleicht ist es gerade diese besondere Zeit, der Übergang vom Kaiserreich zum Nationalsozialismus, der eine solche Bandbreite in der Geschichte glaubhaft machen lässt.

Protagonistin ist Anna, eine arbeitslose Sekretärin, die Maxim Rose in Berlin das Leben rettet. Obgleich Maxim der Sohn eines Reeders ist, war er in den oben erwähnten Matrosenaufstand verwickelt. War es ein politisch motiviertes Attentat, das ihn fast das Leben kostete?

Maxim und sein Bruder Franz laden Anna nach Kiel ein. Anna folgt der Einladung und lernt eine ganz andere Welt kennen. Hier trifft sie auch Kapitän Brandis wieder. Weiterlesen

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Fenja Lüders: Speicherstadt-Saga 02: Der Glanz der neuen Zeit

Hamburg, 1920: Die Kaffeeimportfirma Kopmann & Deharde hat den Krieg stark angeschlagen überstanden. Kaffee gibt es in der Hansestadt schon lange keinen mehr und Mina ist ratlos, wie sie das Auskommen der Firma bestreiten soll. Dann hat sie einen mutigen Plan: Sie wird ihrem Schwiegervater Paul in Guatemala schreiben und ihn bitten, ihr von seinem Kaffee zu verkaufen. Mina weiß sehr wohl, dass der Mann mit ihrem Ehemann Frederik einen nicht begrabenen Streit hat und ihr Frederik dieses Vorpreschen sehr übel nehmen wird. Doch Mina hat keine Wahl, möchte sie die Firma und ihre Familie retten. Sie setzt alles auf eine Karte.

Fenja Lüders zweiter Roman der Speicherstadt-Saga aus Hamburg ist mindestens so schön wie der erste. Doch sei es Neueinsteigern der dreiteiligen Reihe empfohlen, auf jeden Fall mit dem ersten Band „Der Duft der weiten Welt“ zu beginnen. Einige Ereignisse des ersten Teils werden nur sehr locker nacherzählt, so dass zum vollen Verständnis und Genuss der erste Band Pflicht ist. Weiterlesen

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Lilly Bernstein: Trümmermädchen – Annas Traum vom Glück

Anfang der 1930er Jahre bricht Marie mit einem neugeborenen Kind im Arm vor einer Kölner Bäckerei zusammen. Es ist für sie der Anfang eines neuen Lebens, denn die jüdische Familie Kohn, der das Haus gehört, nimmt sie mit dem Baby Anna auf, gibt den beiden Obdach, Essen und Arbeit. Und dann ist da noch Matthias, der Bäcker, der Marie vor der Tür gefunden hat. Langsam kommen sich die beiden näher, heiraten und ziehen – als Tante Marie und Onkel Matthias – Anna wie ihr eigenes Kind auf.

Anna ist ein kluges Kind, vor allem Rechnen kann sie gut. Matthias führt sie nach und nach in die Geheimnisse der Backstube ein und lässt ihr immer wieder Leckerbissen zukommen. Die kleine Familie führt ein zwar arbeitsames, aber harmonisches Leben. Doch 1941 ist es damit vorbei. Der Krieg lässt sich nicht mehr verleugnen und plötzlich ist die Familie Kohn verschwunden. Anna ist verzweifelt, weil sie nicht weiß, was mit ihrer Freundin Ruth passiert ist. Dann wird auch noch Matthias eingezogen und muss an die Front. Weiterlesen

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Annegret Held: Eine Räuberballade

Hier nun der dritte Band der Trilogie um das Westerwälder Dorf Scholmerbach. Diesmal verlegt die Autorin die Geschichte an das Ende des 18. Jahrhunderts.

Tatsächlich gemahnt der Roman an eine Ballade. Er erzählt von Hannes, dem Sohn von Wilhelm. Die beiden sind so grundsätzlich verschieden – aufsässig, wild, ungebärdig der Sohn; fromm und vom Leben gezeichnet der Vater. Es kommt eines Tages zum Eklat und Hannes geht fort. Er schließt sich einer Bande von Räubern an und lernt, wie ein Auszubildender, das Handwerk der Räuberei. Dabei steht er sich reichlich oft selbst im Weg, verstößt er doch auch hier immer wieder gegen die Regeln und bringt mehr als einmal die ganze Bande in Gefahr.

Derweil ist Wilhelm immer verzweifelter, er hat ja auch noch seine schwer kranke Frau und die kleine Tochter, die er versorgen muss. In der Hoffnung auf Hilfe begibt er sich auf eine Wallfahrt und tatsächlich, als er nach Hause kommt, scheint es seiner Frau besser zu gehen.

Und da gibt es noch Gertraud, die beim Müller als Magd unterkommt. Gertraut passt so gar nicht in das Bild der fügsamen, dem Manne gehorchenden Frau. Sie widersetzt sich den Anweisungen der Müllerin, streitet auf das Heftigste mit dem Müller und schikaniert den Knecht. Doch gerade ihre forsche Art sorgt dafür, dass sie oft die Geschäfte für den Müller abschließt, da sie sehr gut verhandeln kann mit den Bauern, die das Korn bringen und das Mehl holen. Und Gertraud ist stark, sie hat so gut wie vor nichts Angst. Weiterlesen

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Anne Stern: Fräulein Gold: Scheunenkinder

… ‚Mich gruselt es‘, sagte Hulda und ließ ihren Blick über die verwaisten Bürgersteige … gleiten, ‚zu sehen, wie wir hier in Berlin vor die Hunde gehen … Dieser Ausnahmezustand muss ein Ende haben!‘“ (S. 279)

Das Geld hat im Oktober 1923 kaum einen Wert. Jeder Bürger ist mehrfacher Millionär und kann sich doch kein einziges Hühnerei leisten, sofern man es überhaupt kaufen kann.

Die Hebamme Hulda Gold hat sich im Berlin der zwanziger Jahre einen Namen gemacht. Viele Frauen wissen, dass sie bei der engagierten jungen Frau in guten Händen sind. Über die Vermittlung ihres Vaters lernt sie eine jüdische Familie im berüchtigten Scheunenviertel kennen. Zwiste, Religion und die tiefe Armut bieten der neu hinzugezogenen Familie einen Nährboden für noch mehr Leid. Zwei Tage nach der Entbindung eines gesunden Jungen ist dieser spurlos verschwunden und die Mutter an einer Wochenbettdepression erkrankt. Was Hulda am meisten irritiert, ist die Erleichterung der Schwiegermutter. Und es sieht so aus, als wäre Hulda die Einzige, die das Neugeborene finden will. Ohne den mit ihr befreundeten Kommissar beginnt sie mit der Recherche, während Karl förmlich in unzähligen Delikten ertrinkt. Inzwischen hat er einige Kollegen, die nur schützend eingreifen, wenn die Religion des Opfers mit ihrer Weltanschauung im Einklang steht. Weiterlesen

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Juan Francisco Ferrándiz: Die Kathedrale des Himmels

Ein Buch mit mehr als 700 Seiten lässt LeserInnen auf ein episches Werk hoffen. Sie werden nicht enttäuscht. Ferrándiz Historien-Epos spielt im 9. Jahrhundert in der Spanischen Mark. Barcelona ist hier die südlichste Bastion der Christenheit und immer wieder den Angriffen der Sarazenen ausgesetzt. Wenig hilfreich ist in dieser Situation, dass der Adel nicht nur zerstritten, sondern auch überaus skrupellos ist.

Der junge Geistliche Frodoi wird überraschend neuer Bischof der Stadt und Region und empfindet dies anfangs eher als Strafe denn als Belobigung. Seine neue Würde ist mit scheinbar unlösbaren Aufgaben verbunden: Fertigstellung des Baus der Kathedrale von Barcelona und Befriedigung der Region. Doch Frodoi beschließt, die Aufgaben mutig anzugehen und führt bei seinem Einzug in die katalonische Stadt einen Zug neuer Siedler mit sich.

Unter diesen befinden sich auch Elisia und Gali. Sie haben sich dem neuen Bischof angeschlossen, um ihren Traum von einer eigenen Herberge zu verwirklichen.

Wie zu erwarten ist, hat es Frodoi, bei aller Entschlossen- und Klugheit, nicht einfach. Mächtige Gegner stellen sich seinen Plänen in den Weg und ob er seiner neuen Verbündeten, der Adeligen Goda, die ebenso schön wie geheimnisvoll ist, trauen kann, bleibt lange fraglich. Weiterlesen

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Astrid Ruppert: Die Winter-Frauen-Trilogie 01: Leuchtende Tage

Was verbindet eine Familie? Was hält sie zusammen und was prägt sie sogar über Generationen hinweg? „Leuchtende Tage“ ist der erste Teil einer Trilogie von Astrid Ruppert über die Frauen der Familie Winter: Eine liebevoll erzählte Geschichte über Mütter und Töchter, Mut, Träume und die große Liebe.

Im Mittelpunkt dieses ersten Teils der Trilogie steht Lisette Winter, die Ende des 19. Jahrhunderts in einer wohlhabenden Familie in Wiesbaden aufwächst. Schon als Kind fällt es ihr schwer, sich an die gesellschaftlichen Konventionen zu halten. Zum Leidwesen ihrer Mutter sprengt sie mit ihrem aufbrausenden Charakter regelmäßig gesellschaftliche Zusammenkünfte und rebelliert als Jugendliche heftig gegen das Tragen eines Korsetts. Stattdessen hat sie eigene Ideen für Kleider, die mehr Bewegungsfreiheit und Aktivität zulassen. In dem jungen Schneider Emile findet sie einen Komplizen, der ihr nicht nur bei der Verwirklichung ihrer Entwürfe hilft, sondern auch den für sie vorgesehenen Weg grundsätzlich in Frage stellt.

Gut hundert Jahre später stellt sich auch Lisettes Urenkelin Maya die Frage, wie man die Frau wird, die man sein will. Ihre Spurensuche führt sie weit in die Vergangenheit und sie taucht immer mehr in das bewegende Leben ihrer Urgroßmutter ein. Über die verschiedenen Zeitebenen verwebt Astrid Ruppert das Leben und Schicksal ihrer Protagonistinnen. Sie führt die Lesenden ins Deutschland der Kaiserzeit und vermittelt ein anschauliches Bild des gesellschaftlichen Lebens, der verbreiteten Ansichten und Konventionen. Themen wie das Rollenbild der Frau, Selbstbestimmung, aber auch ungeahnte Schicksalsschläge spielen dabei eine wichtige Rolle. Weiterlesen

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Frank Goldammer: Zwei fremde Leben

Der Autor erzählt uns eine Geschichte, die, so ist zu befürchten, öfter als man sich vorstellen möchte in der DDR geschah. Frank Goldammer, 1975 in Dresden geboren, ist erfolgreich mit seinen im Nachkriegs-Dresden angesiedelten, historischen Kriminalromanen.

Eine junge Frau, Ricarda, wird kurz vor der Entbindung ins Krankenhaus eingeliefert. Es ist das Jahr 1973, wir befinden uns in Dresden. Während der Geburt, bei der ihr eigener Vater, an der Klinik Leiter der gynäkologischen Abteilung, anwesend ist, gibt es Komplikationen und das Kind kommt tot zur Welt. So erzählt man der verzweifelten Mutter und dem jungen Vater. Doch Ricarda wird sich nie mit dieser Aussage abfinden, immer über all die folgenden Jahre und Jahrzehnte, wird sie daran zweifeln, dass ihre Tochter tot ist. Sie wird nach ihr suchen, sie wird Nachforschungen anstellen, bei Polizei und Anwälten um Hilfe bitten. Doch mit ihren Eltern und besonders mit ihrem Vater wird sie nie über die Geburt und ihr Kind sprechen.

In einer Parallelhandlung lernen wir den Polizisten Rust kennen, dessen Frau zeitgleich mit Ricarda in der Klinik auf die Geburt ihres ersten Kindes wartet. Dadurch erfährt er von der Totgeburt und weil ihm die Sache suspekt erscheint, beginnt er ebenfalls nachzuforschen.

Dem Autor gelingt es sehr gut, die Verhältnisse, die Stimmung und die gegenseitigen Verdächtigungen, das Misstrauen und die Nöte der Menschen in der DDR zu dieser Zeit zu schildern. Was im Hinblick auf seine Herkunft nicht überrascht. Dabei umschifft er zwar nicht jedes Klischee, aber manchmal ist die Realität eben ein großes Klischee. Weiterlesen

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