June ist 14 Jahre alt, als ihr Onkel Finn an AIDS stirbt. Mitte der 1980er Jahre ist das noch eine Schlagzeile wert und man weiß mit dieser sonderbaren Krankheit nicht umzugehen. Es wird im Bereich der Medizin geforscht, doch die Überlebenschancen erkrankter Menschen ist gering. Für June bricht damit eine Welt zusammen. Denn Finn war für sie mehr als ein Onkel. Er war ihr bester Freund und – das würde sie allerdings vor niemandem offen zugeben – auch ihre erste große Liebe. June und Finn waren immer ein eingeschworenes Team, selbst ihre Mutter, Finns Schwester, und ihre eigene Schwester Greta konnten sich nicht dazwischendrängen. Mit Finns Tod muss June allerdings nicht nur den Verlust verkraften, sondern auch erfahren, dass es in Finns Leben Dinge gab, über die sie nichts wusste. Wer zum Beispiel ist dieser Toby, der behauptet, seit Jahren mit Finn in einem Bett geschlafen zu haben? Sie hat noch nie von Toby gehört, ihn nie gesehen, auch nicht, wenn sie mit Schwester und Mutter in Finns winziger Wohnung zu Besuch war.
„Sag den Wölfen, ich bin zu Hause“ ist ein ganz, ganz besonderer Roman. Obwohl die Protagonistin erst 14 Jahre alt ist und der Roman ganz entscheidende Themen des Erwachsenwerdens behandelt, ist er kein Jugendbuch. Carol Rifka Brunt hat eins dieser besonderen Bücher für erwachsene Leser mit junger Protagonistin geschrieben. June lernt nach Finns Tod die andere Seite seines Lebens kennen, auch seinen Partner Toby, der plötzlich den Kontakt zu June sucht und ihr immer wieder kleine Erinnerungen an Toby zusteckt. Doch kann sie ihm wirklich trauen? Was sind seine Beweggründe, Kontakt zu dem trauernden Teenager zu suchen?
Der Roman kann sogar noch viel mehr und ist thematisch mit diesen Fragen nicht erschöpft. Es geht auch um eine Gemälde, das dem Buch seinen Namen verliehen hat. Ein Gemälde und die Personen, die hinter ihm stehen. Um June, ihre Beziehung zu ihrer Schwester Greta, die nur wenig älter ist, um die Mutter der beiden, um den zu Beginn der Geschichte bereits verstorbenen Finn. Die Geschichte entfaltet sich ganz wunderbar, ist voller Farben, aber auch voll trauerndem Schwarz. Ein ganz besonderer, unterschätzter Roman, den zu lesen wirklich lohnt!
Eine besondere Lektüre und ein Buch, das viel mehr Aufmerksamkeit erhalten sollte!
Carol Rifka Brunt: Sag den Wölfen, ich bin zu Hause.
Eisele Verlag, Februar 2018.
448 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.
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