Arthur Landwehr: Die zerrissenen Staaten von Amerika

Erschreckende Innenansichten eines gespaltenen Landes

Bei der Lektüre dieses Buches gruselt man sich mehr als bei einem Horror-Roman. Die Szenarien, die der Autor zeichnet, sind erschreckend, verstörend und leider wirken sie zusätzlich wie eine Blaupause für das, was gerade bei uns im Land vor sich geht.

Der Autor, bekannt als Journalist und ARD-Korrespondent, hat profunde Kenntnis der Vereinigten Staaten, hat das Land bereist und die Menschen dort interviewt. Er hat die Vorgänge in den letzten Jahren genau beobachtet, analysiert und über sie berichtet. Davon erzählt er in diesem Buch.

Dabei geht es insbesondere um die Unterschiede in den Regionen, die Differenzen zwischen Küstenbewohnern und Einwohnern im Landesinneren, die Unvereinbarkeit von Meinungen und nicht zuletzt um Religion, Rassismus, Vorurteile und Dogmatismus.

Wenn er aus Gesprächen zitiert, kann man die Sorgen der Amerikaner einerseits verstehen, ihr Umgang damit und die Konsequenzen, die sie daraus ziehen, sind uns aber dann doch fremd. Ihr absoluter Wille zur Unabhängigkeit, zur Selbstverantwortung, ist für Europäer und besonders Deutsche schwer nachzuvollziehen. Daraus aber, so das Buch, erklären sich die Spaltung im Land, dieser Riss, der unüberwindbar scheint.

So widmen sich viele Seiten beispielsweise der Beschreibung des Gesundheitssystems und dem Versuch, zu erklären, warum sich so viele Amerikaner gegen eine Krankenversicherung wehren. Ein weiteres umfangreiches Thema ist die Schule, die Organisation und Finanzierung des Schulsystems, das sich drastisch von unserem hier in Deutschland unterscheidet.

Das Buch liest sich flott, ist geradezu spannend, aber eben auch fast so erschreckend wie ein Horrorroman. Der Autor hat nicht nur unzählige Interviews im ganzen Land geführt, er zitiert auch aus zahlreicher Literatur, die mal der einen, mal der andren Seite das Wort redet.

Bei aller fesselnder Information gibt es jedoch auch viele Wiederholungen, vieles wird in jedem Kapitel erneut erwähnt oder erklärt. Es wirkt dann manchmal, als wären die einzelnen Kapitel jeweils unabhängige Reportagen gewesen, in welchen man eben die Grundlagen jeweils neu erläutern muss. Das schwächt meine Begeisterung für dieses so interessante und meines Erachtens auch wichtige Buch etwas ab, dennoch halte ich es für empfehlenswert.

Arthur Landwehr – Die zerrissenen Staaten von Amerika
Droemer, Januar 2024
Gebundene Ausgabe, 287 Seiten, 24,00 €

Diese Rezension wurde verfasst von Renate Müller.

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