Anja Baumheier: Die Buchverliebten

Rührende Geschichte um zwei Menschen in der zweiten Lebenshälfte und ihr Verhältnis zu Büchern

Noch heute möchte ich von „Die Erfindung der Sprache“ von Anja Baumheier schwärmen. Dieser Roman hat nachhaltig Eindruck gemacht. Vor allem die Kunstfertigkeit dieser Autorin, mit Sprache umzugehen, mit Worten Bilder zu erschaffen, fasziniert.

Nun also ein neues Buch aus ihrer Feder. Diesmal geht es um Gesa und Ole. Die Beiden begegnen sich, als beide schon ein halbes Leben und vor allem einige Schicksalsschläge hinter sich haben. Beide haben ihre Partner verloren. Gesa droht nun auch ihren Arbeitsplatz zu verlieren. Da trifft sie auf Ole.

Ole führt eine Buchhandlung, Gesa fürchtet sich vor Büchern. Beides folgt aus dem Verlust ihrer jeweiligen Partner. Und natürlich möchte Ole Gesa, die vor dem Tod ihres Mannes Bücher sehr liebte, wieder an diese heranführen.

Dann überschlagen sich gewissermaßen die Ereignisse. Gesa bekommt von ihrem Chef noch und noch eine Chance, ihre Stelle zu retten, verstrickt sich aber dann in Notlügen und Beschönigungen. Ole erleidet einen Unfall und seine Buchhandlung wird bei Hochwasser überschwemmt.

All das ist ein bisschen viel, ist ein bisschen rührselig und ein bisschen zu kitschig erzählt. Hinzu kommen mir ein bisschen zu viele Zufälle, seien es die plötzlich auftauchenden Helfer, seien es die ebenso plötzlich auftauchenden Geldgeber. Fast ist es ein bisschen märchenhaft, was uns Anja Baumheier da vorsetzt.

Auch ist diesmal ihr Sprachgenie ein wenig zurückhaltender eingesetzt. Sie driftet ab in abgedroschene Metapher, in abgenutzte Bilder. Alles in allem eine nette Geschichte, aber weder inhaltlich noch sprachlich erreicht sie das Niveau von „Die Erfindung der Sprache“.

Davon unbenommen bleibt es ein Vergnügen, dieses Buch zu lesen. Denn die beiden Hauptfiguren sind einfach liebenswert, insbesondere wegen ihrer liebenswerten Marotten.

Anja Baumheier: Die Buchverliebten.
Kindler, Juni 2023.
400 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Renate Müller.

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