Al-Qaida gehört zu den berüchtigsten Terrorgruppen der Welt. Seit 9/11 werden sie von den Medien und Geheimdiensten, von Regierungen und Untergangspropheten zum Schrecken der Menschheit stilisiert.
In den letzten Jahren rückte andere Terrorgruppen immer mehr ins Visier. Der IS, Boko Haram und die Taliban scheinen den Wettlauf darum, wer den verhassten Westen mit seinen dekadenten Moralvorstellungen am meisten erschüttert, für sich zu entscheiden.
Was aber wäre, wenn es Al-Qaida gelingen würde, eine ultimative Waffe in ihren Besitz zu bringen?
Eine viraler Erreger, der eine Pandemie auslösen würde, oder gar eine Atombombe?
Die heiligen Krieger sind es Leid sich selbst und ein paar Unschuldige mit Sprengstoffgürteln in die Luft zu jagen oder mit Kalaschnikows um sich zu ballern. Der Westen soll entscheidend getroffen werden, eine Europäische Metropole vernichtet und damit für alle Zeiten ein Mahnmal gesetzt werden.
Die Kofferbombe Typ RA-115A befindet sich auf dem Weg nach Europa – wohin genau ist noch unbekannt.
Um die Terroristen aufzuhalten müssen die westlichen Geheimdienste zusammenarbeiten – und die besten Agenten sind unterwegs, das Schlimmste zu verhindern. Mitten drin, der britische MI6-Agent Aidan Snow, der der Kofferbombe auf Spur kommt c.
Alex Shaws dritter Thriller um den MI6-Agenten Aidan Snow unterscheidet sich von den meisten der sonst doch recht uniformen und unrealistischen Terror-Thriller.
Hier steht einmal kein Agent im Mittelpunkt, der lässig-lächelnd die Bösen abknallt und dann mit einem coolen Spruch auf den Lippen zur Tagesordnung übergeht.
Vorliegend präsentiert uns Verlag und Autor in einer sehr angenehm zu lesenden rasanten Übersetzung Szenarien, die Realität atmen. Hervorragend recherchiert hat der Autor seine Handlung in ein glaubwürdiges geo-politisches Bild eingepasst, das weit von der einfach gestrickten Welt entfernt ist, die insbesondere den US-Amerikanern von NBC und Konsorten präsentiert wird. Hier werden Konfliktherde wie die Ukraine, die Situation in Russland und dem Nahmen Osten ebenso realitätsnah wie packend eingearbeitet und dienen als Grundlage für die Handlung.
Hinzu kommt, dass uns der Autor durchaus fordert. Satt sich ganz auf seinen Protagonisten zu konzentrieren, rückt er immer wieder andere Gestalten ins Zentrum seines Plots, springt von einem Handlungsort zum Nächsten, ohne dass wir zunächst wissen, wie diese und die dort stattfindenden Geschehnisse miteinander zusammenhängen.
Man sollte als Leser die aktuellen Nachrichten schon ein wenig verfolgt haben, um die Anspielungen und Verweise würdigen zu können, die dem Roman dann aber auch Tiefe und Überzeugungskraft verleihen.
So bleibt die Handlung erschreckend aktuell und vorstellbar, unterhält intelligent und spannend und weckt den Appetit auf die bislang noch nicht übersetzten ersten beiden Titel der Aidan Snow Reihe.
Alex Shaw: Aidan Snow 01: Cold East.
Luzifer Verlag, Januar 2016.
352 Seiten, Taschenbuch, 13,95 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.