Susann Pásztor: Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster

Hospiz- oder zu Hause sterben? Ein großes Thema. Überall gibt es mittlerweile Möglichkeiten, um sich bei karikativen- oder kirchlichen Organisationen zum Sterbebegleiter ausbilden zu lassen. Das ist nicht leicht, denn man kommt, noch vor der Begegnung mit einem oder einer Sterbenden, auf jeden Fall an seine Grenzen. Susann Pásztor hat uns mit diesem Roman den Einstieg leicht gemacht. Karla hat ihr Leben so gelebt, wie sie auch sterben möchte, eben unter ihren Bedingungen.  Karla ist eigensinnig, sogar zickig, aber im Kern auch milde und warmherzig. Und sie hat vielleicht noch ein halbes Jahr.

Fred wird ihr, ehrenamtlich Sinn im Leben suchend, zugeteilt. Karla ist Freds Erste. Er ist entsprechend nervös. Es entwickelt sich aber eine wunderbare Geschichte. Je nach Befinden und Laune Karlas schwitzt Fred oder er ist beschwingt. Er bringt seinen Sohn Phil, ganz gegen die sonstigen Gepflogenheiten der begleitenden reflektorischen Supervisionsgruppe – hier geht es oft zu wie im Kabarett – bei Karla ins Gespräch und siehe da, Phil, 13 jährig, kommt gut klar. Dazu ein zuerst blaffender, doch im Herzen freundlicher Hausmeister, namens Klaffki – mit entsprechendem Hund – und eine, grad für Phil, interessante Hausbewohnerin, runden diese, teilweise schmunzelnd zu lesende Story ab.

Hoch emphatisch aber nicht gefühlsdusselig. Ein toller Roman über das Sterben. Es lebe das Leben! Kommt bestimmt bald als Theaterstück raus!

Susann Pásztor: Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster.
Kiepenheuer & Witsch, Februar 2017.
288 Seiten, Gebundene Ausgabe, 20,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Fred Ape.

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