Richard Flanagan: Der Erzähler

Mit seinem neuen Roman „Der Erzähler“ reicht der australische Autor Richard Flanagan nicht an die Qualität der beiden guten Vorgänger „Der schmale Pfad durchs Hinterland“ (2015) und „Die unbekannte Terroristin“ (2017) heran.

Zum Inhalt: Der erfolglose Schriftsteller Kif muss aus purer finanzieller Not einen heiklen Auftrag annehmen. Er soll die Biographie des australischen Wirtschafts-Kriminellen Nummer eins, Siegfried Heidl, schreiben. Der hat die Banken um 700 Millionen Dollar erleichtert, indem er sie erfolgreich um Kredite für ein Projekt gebeten hat, das es gar nicht gibt.

Für Kif entpuppt sich die Aufgabe als überaus schwierig, weil Heidl nicht gewillt ist, Details aus seinem Leben preiszugeben. Aber ohne Details keine Biographie und ohne Biographie kein Geld. Seine Hoffnung, irgendwann ein fertiges Buch in Händen zu halten, schwindet mehr und mehr.

„Der Erzähler“ hat gleich mehrere Probleme. Erstens tritt der Text über hunderte von Seiten auf der Stelle, ohne dass etwas Nennenswertes passiert. Kif versucht in einem tristen Verlagsbüro vergeblich, etwas aus dem Gangster herauszubekommen. Für den Leser ist das wechselweise nervtötend bis langweilig.

Zweitens sind beide Hauptfiguren unsympathisch. Der Gangster Heidl sowieso – aber auch Biograph Kif wird als aggressiv gegenüber seiner Frau Suzy, andererseits als seltsam unterwürfig gegenüber dem Gangster dargestellt. Man fragt sich als Leser unweigerlich irgendwann, warum man eigentlich seine Lesezeit mit diesen Typen verbringen soll.

Drittens bleiben die Hauptfiguren trotz der Dicke des Romans eigenartig nebulös. Vollkommen unverständlich ist, wieso Kif gegen Ende hin sogar eine Art Bewunderung für den Verbrecher empfindet.

Offen bleibt zuletzt die Antwort auf die Frage, was genau Richard Flanagan mit diesem Roman eigentlich aussagen wollte.

Richard Flanagan: Der Erzähler.
Piper, Oktober 2018.
448 Seiten, Gebundene Ausgabe, 24,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.

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