Jonas Karlsson: Das Zimmer

zimmerMit „Das Zimmer“ gelang dem schwedischen Autor Jonas Karlsson, der in seinem Land auch zu den angesehensten Schauspielern zählt, der internationale Durchbruch.

Schauplatz dieser genialen Studie ist ein Großraumbüro mit ungeliebten Kollegen, unbeliebten Tätigkeiten und der kolossalen Selbstüberschätzung eines Protagonisten, dem autistische Züge anhaften.

Björn ist ein Kollege, dem man am liebsten aus dem Weg geht. Er ist ein Pedant und Eigenbrötler der sich schwer damit tut, Kontakte zu knüpfen und an gemeinschaftlichen Veranstaltungen teilzunehmen. Dabei ist Björn von sich und seinen Fähigkeiten voll überzeugt. Obwohl er Hilfsdienste verrichtet, glaubt er, eines Tages Karriere zu machen und selbst Chef zu werden.
Defizite in den Arbeitsabläufen und Unzulänglichkeiten schreibt er allein seinen Kollegen zu, die ihn ohne Trennwände umgeben.
Björn stört sich so gut wie an allem: An den Pausen, die sich die Kollegen ungeniert gönnen, an ihren unendlich scheinenden Telefonaten, an ihren Blicken aus dem Fenster, an den Arbeitsstapeln von Hakan, die dieser immer weiter in Richtung Björns Schreibtischhälfte schiebt… Auch Fehler seines neuen Chefs registriert er sofort. Er selbst hält sich strikt an  fünfundfünzig-Minuten-Phasen, in denen er sich mit nichts anderem als seiner Arbeit abgibt.
Eines Tages entdeckt Björn zwischen den Abfalleimern und dem Aufzug eine Türe, die in ein verwaistes Bürozimmer führt. Wann immer es ihm möglich ist, geht er von nun an in dieses Zimmer, in dem alle Lasten von ihm abfallen. Hier kann er auftanken, bekommt wieder Spaß an seiner Arbeit und hier gelingt ihm Großartiges.
Doch die Kollegen sind alles andere als begeistert von Björns „Auszeiten“, die er in dem Bürozimmer nimmt. Sie behaupten sogar, dieses Zimmer existiere überhaupt nicht.
Ein Psychokrieg beginnt.

Der Autor jongliert gekonnt mit der Verunsicherung. Als Leser ist man hin und hergerissen. Existiert dieses Bürozimmer tatsächlich, ist es nur ein Hirngespinst von Björn oder ist er gar einem perfiden Mobbing seiner Kollegen ausgeliefert?

Jonas Karlsson beschreibt in „Das Zimmer“ treffsicher   Arbeitsabläufe, Machenschaften, Hierarchien und Gepflogenheiten in einem Großraumbüro, in dem jeder jeden beobachten kann und pointiert daraus Absurditäten.
Dieser kleine Roman ist so amüsant wie erschreckend und dabei voller Wahrheit!

Jonas Karlsson: Das Zimmer.
Luchterhand Literaturverlag, April 2016.
176 Seiten, Gebundene Ausgabe, 17,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Annegret Glock.

Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Ein Kommentar zu “Jonas Karlsson: Das Zimmer

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.