Harry Bingham-Special

Fiona, Harry Binghams Heldin

© ‎Nuala Bingham

Fiona ist besonders. Eine Erkrankung in ihrer Jugend hat dazu geführt, dass sie sich für tot hielt. Die Chance, so eine Erkrankung zu überleben, ist nicht hoch.

Als sie ein Baby war, wurde sie in den offenen Wagen ihres späteren Ziehvaters gelegt, der sie adoptierte. Die Fragen, warum sie ausgesetzt wurde, wer ihre Eltern sind, begleiten Fiona wie ein dunkles Geheimnis, das sie im Laufe der Jahre in kleinen Schritten zu lösen glaubt. Leider schweigt sich ihr Ziehvater darüber aus, ob er etwas über ihre Herkunft weiß. Eine mögliche Antwort könnte mit einem Ereignis aus seiner kriminellen Vergangenheit zusammenhängen. Selbstverständlich war ihr Ziehvater mit Fionas Berufswunsch, zur Polizei zu gehen, nie einverstanden. Es braucht viel Überwindung und Zeit, bis das einst gute Verhältnis zwischen den beiden wieder funktioniert.

Die zierliche Fiona lernte bei einem Spezialisten effektive Selbstverteidigung. Diese Tricks retten ihr häufig das Leben, wenn sie bei ihren hartnäckigen Ermittlungen den Verbrechern zu Leibe rückt. Ihre Hartnäckigkeit kennt keine Grenzen, einmal festgebissen, lässt sie bis zur finalen Entscheidung nicht mehr los.

Fiona, die beste Ermittlerin der Waliser Polizei, lebt dort, wo es eigentlich beschaulich und ruhig ist, bis verschiedene Morde auf organisierte Verbrechen hinweisen. Fionas Feinde sind mächtig und sehr gut vernetzt.

Für die Ermittlerin, eine routinierte Einzelgängerin, sind Ermittlungen auf eigene Faust unumgänglich, gern auch heimlich und privat. Ihren Vorgesetzten kann dies nicht gefallen, und so bauen sich Konflikte auf. Sind die Chefs dumm oder borniert, riskiert Fiona die Kündigung, sind die Chefs klug und umsichtig, wird Fiona befördert. Im Laufe ihrer Arbeit hat sie sich den Ruf erarbeitet, jeden Fall zu lösen – mit oder ohne Chef.

Ihre Mission: Gerechtigkeit für die Opfer. Gerechtigkeit für die Toten.

Fionas Moral kennt keine Kompromisse.


Fionas Fälle

Band 1: Den Toten verpflichtet

Es gibt genug Gründe, Fiona den Polizeidienst zu verweigern. Zum einen verdient ihr Vater, ein polizeibekannter ‚Verbrecher‘ ohne Verurteilung, sein Geld mit Stripteaselokalen. Darüber hinaus hält Fiona ihre psychische Erkrankung geheim, die sie unter der Maske der verschrobenen Einzelgängerin mit Verstand verbirgt. Täglich könnte dieses Geheimnis entdeckt werden.

Seit vier Jahren arbeitet DC Fiona Griffith bei der Polizei in Wales, als sie in die Ermittlung eines Doppelmordes eingebunden wird. Der Anblick der toten Mutter und Tochter in dem verwahrlosten Haus lässt sie nicht los. Vor allem die ungewöhnlich brutale Ermordung des sechsjährigen Mädchens treibt Fiona zu Überstunden. Statt sich nur auf den einen Ermittlungsauftrag zu konzentrieren, betreibt sie eigene Recherchen, die mehr in Gang setzen, als sie ahnen kann. Und dann werden noch mehr Menschen ermordet. Tote schweigen bekanntlich für immer.

 

Band 2: Das Leben und Sterben

In Harry Binghams zweitem Kriminalroman werden Fiona und ihr Kollege zu einer angeblich illegalen Müllbeseitigung gerufen. Möbelpacker schicken sie in die Garage zu einer alten Gefriertruhe, in der unter anderem das beschuhte Bein einer Frau liegt. Für die Waliser Polizei beginnt mit diesem Fundstück eine extrem aufwändige Ermittlungsarbeit, die täglich nur Fragen aber keine Antworten bringt. Auch die Suchaktion nach dem restlichen Körper in der Umgebung sorgt für mehr Verwirrung, denn schon bald werden weitere Leichenteile, auch die eines vor kurzem ermordeten Mannes, entdeckt. Mit jedem neuen Fundort vergrößert sich die Zahl der Verdächtigen auf schließlich fast dreihundert Personen, ohne dass eine konkrete Spur für Klärung sorgt.

Unter der allseits gefürchteten Leitung von DI Watkins macht Fiona das, was sie am besten kann. Sie ordnet sich scheinbar unter und ermittelt privat in andere Richtungen. Fionas Alleingänge fallen trotzdem auf. In der Regel würde die als sehr streng bekannte Watkins die junge Ermittlerin mit Disziplinarstrafen überhäufen, aber weil Fiona als einzige neue Motive und Anhaltspunkte offenlegt, entsteht zwischen den beiden eine heimliche Übereinkunft für Alleingänge. Auf der Suche nach weiteren Verbindungen kreuzen Auftragsmörder Fionas Weg, die sehr kreativ und ohne Spuren zu hinterlassen, ihre Arbeit erledigen. Schnell wird Fiona klar, dass mindestens zwei Personen die Polizei mit Finten und falschen Spuren in die Irre führen.

 

Band 3: Als ich tot war

Die Polizistin Fiona arbeitet in Südwales und langweilt sich. Nichts passiert, außer einigen Unregelmäßigkeiten bei den Gehaltszahlungen einer großen Firma. Wie so oft beginnt die Überprüfung schleppend. Doch allmählich entwickeln sich die Betrügereien des noch unbekannten IT-Spezialisten in einem Ausmaß, das für die undercover ermittelnde Fiona erschreckende Dimensionen erreicht. In diesem besonderen Fall will sie unbedingt den oder die Drahtzieher überführen und riskiert dabei ihr Leben.

„… Das Schwierigste an einer verdeckten Ermittlung ist der Stress. Die Isolation, die ständige Angst und das Risiko aufzufliegen. In meiner Welt ist das aber immer so. Ich habe Schlafprobleme. Isolation bin ich gewohnt. Für mich ist das der Normalzustand, den ich nur mit Mühe vermeiden kann.“ (S. 49)

 

Band 4: Unten im Dunkeln

„… Die Polizei hat nicht ohne Grund Vorschriften, und ich bemühe mich, sie zu befolgen. Aber die Toten sind wichtiger. Ihre Regeln sind heilig und in Ewigkeit gültig.“ (S. 85)

Fiona arbeitet bei der Polizei, obwohl sie unter dem Cotard-Syndrom leidet. In den Augen ihrer Kollegen und Vorgesetzten wirkt sie mal verschroben oder eigenwillig. Nur ihre engen Freunde sind eingeweiht und wissen die hoch intelligente junge Frau zu nehmen. Früher glaubte Fiona, trotz Puls tot zu sein. Heute spürt sie eine stärkere Nähe zu den Toten als zu den Lebenden und fühlt sich für sie verantwortlich.

Während Fiona in der Asservatenkammer aushilft, liest sie zu ihrer Erbauung in alten Akten. Ein tödlicher Sturz von den Klippen und ein Selbstmord wecken ihre Neugier. Dann kommt ein seltsamer Einbruch hinzu, bei dem der Dieb mit ungewöhnlichen Kletterkünsten das Gestohlene zurückgegeben hat. Aus unscheinbaren Verbindungen entwickelt sich allmählich ein großer Fall. Ein Grund mehr für Fiona, mit vollem Einsatz die Hintermänner zu entlarven.

 

Band 5: Wo die Toten leben

Fionas fünfter Fall beginnt scheinbar harmlos: In dem alten Totenhaus eines Dorfes wird der Leichnam einer jungen Frau gefunden. Aufgebahrt und ohne sichtbare Verletzungen liegt sie da. Die Untersuchungen ergeben recht schnell, dass sie einen natürlichen Tod starb. Nur wer diese Frau dort aufgebahrt hat und wer die Unbekannte ist, bleibt im Verborgenen.

Der Fall, der nach der Meinung ihrer Vorgesetzten keiner sei, lässt Fiona nicht los. Und wie es so ihre Art ist, beißt sie sich an winzigen Spuren fest.

Fiona findet den Namen der unbekannten Toten heraus. Aus winzigen Spuren werden größere. Weitere Indizien zeigen in die Richtung einer großen Sache, die nicht nur für sie lebensgefährlich wird. Denn die Gegner bleiben gern im Hintergrund und verfügen über ein weit verzweigtes Netz. Zu keiner Zeit kann sich Fiona sicher sein, ob zum Beispiel der Kollege ein Freund oder Feind ist.

 

Band 6: Das tiefste Grab

Eine Archäologin wird unter aufsehend erregenden Umständen ermordet. Die Umstände und fehlende Spuren machen die Waliser Polizei ratlos. Lange suchen sie vergeblich nach einem Motiv.

Auch Fiona ist ratlos. Detective Chief Inspector Jackson, Fionas Chef und Mentor, will eine sechsmonatige Auszeit und möglicherweise gar nicht mehr zurückkommen. Leider verlangt sein Nachfolger von jedem Mitarbeiter die klassische Polizeiarbeit, die – wie zu befürchten – nur nach Lehrbuch und mit wenig Fantasie geleistet werden soll. Auf Fiona kommen deshalb schwere Zeiten zu. Sie kann einfach nicht aus ihrer Haut, und ihr Ruf als beste Ermittlerin muss neu verdient werden. Offiziell arbeitet sie die in ihren Augen sinnlosen Spuren ab, um nach Feierabend ihren eigenen Ermittlungen nachzugehen. Nach einer scheinbar endlosen Wartezeit von 453 Tagen geht sie wieder auf die Jagd und lernt dabei einen lukrativen Geschäftszweig kennen, der sich auf archäologische Fundstücke spezialisiert. Im Hinblick auf die Artussage und den möglichen Fund des Schwertes Excalibur winken extrem lukrative Gewinne. Menschenleben zählen in diesem Zusammenhang dann eher nicht.

 

Harry Bingham, der Autor

Der in London geborene Autor Harry Bingham studierte in Oxford Politik und Wirtschaft. Nach einer vielversprechenden beruflichen Karriere bei der Bank J. P. Morgan schreibt er seit einigen Jahren sehr erfolgreich Kriminalromane, die man zur Zeit zu den Besten zählen darf. Seine kurzweiligen, intelligent geschriebenen Bücher begeistern international seine Leser und dienen auch als Vorlage für eine in Großbritannien produzierte Fernsehserie.

Indem er die Ich-Erzählerin im Präsens erzählen lässt, holt Harry Bingham seine Leser sofort ins Boot. Ungekünstelt, mit einer lockeren Wortwahl spricht sie von ihrer Arbeit, arroganten Chefs und natürlich den Opfern, für die sie ein großes Mitgefühl hegt. Ihre Jagd nach den Puzzleteilen ähnelt einem Rachefeldzug. Die Geschichten von effizient arbeitenden Verbrecherbanden lesen sich spannend und lehrreich zugleich. Eine platte Story um die Frage, wer war der Mörder, wird der Leser in diesen wunderbaren Kriminalromanen vergeblich suchen. Stattdessen erlebt man intelligente Unterhaltung. Es gibt Kriminalromane, die funktionieren über eine besondere Geschichte oder einen brutalen Mord. Die Bücher von Harry Bingham funktionieren anders. Sie haben die unverwechselbare Stimme der psychisch erkrankten Ermittlerin Fiona Griffith, die sich selbst als völlig durchgeknallt bezeichnet. Selbstverständlich werden Neueinsteiger ausreichend informiert, um ungestört die Lektüre zu genießen. In seinem Nachwort schreibt Harry Bingham, Fiona hätte für die ungleichen Machtverhältnisse eine klare Meinung: … Die Arschlöcher gewinnen, und das mit Hilfe unserer Steuergelder.“

Dass dies nicht von Dauer sein kann, darf man Fiona getrost unterstellen. Sie braucht ihre Zeit und ihre eigensinnigen Wege für gerechte Strafen. Binghams Fiona kann lesesüchtig machen.

Die Bücher wurden von Andrea O’Brien und Kristof Kurz übersetzt.

Diese Beitrag wurde verfasst von Sabine Bovenkerk-Müller.

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