Harry Bingham: Fiona: Als ich tot war

Die Polizistin Fiona arbeitet in Südwales und langweilt sich. Nichts passiert, außer einigen Unregelmäßigkeiten bei den Gehaltszahlungen einer großen Firma. Wie so oft beginnt die Überprüfung schleppend. Doch allmählich entwickeln sich die Betrügereien des noch unbekannten IT-Spezialisten in einem Ausmaß, das für die undercover ermittelnde Fiona erschreckende Dimensionen erreicht. In diesem besonderen Fall will sie unbedingt den oder die Drahtzieher überführen und riskiert dabei ihr Leben.

Den Autoren Harry Bingham muss man sich unbedingt merken. Er hat nicht nur einen klugen und fesselnden Kriminalroman geschrieben, sondern auch eine interessante Frauenfigur entwickelt. Ein wenig erinnert die junge Frau an Stieg Larssons Lisbeth Salander. Denn auch Fiona ist vom Leben gezeichnet, intelligent, klein, schlank und voller Energie. Einiges stimmt nicht mit ihr. Sie versucht es vor ihren Kollegen und ihrem Freund zu verbergen, in dem sie Normalität vorspielt. Bei der verdeckten Ermittlung dagegen darf sie so sein, wie sie es will.

»… Das Schwierigste an einer verdeckten Ermittlung ist der Stress. Die Isolation, die ständige Angst und das Risiko aufzufliegen. In meiner Welt ist das aber immer so. Ich habe Schlafprobleme. Isolation bin ich gewohnt. Für mich ist das der Normalzustand, den ich nur mit Mühe vermeiden kann.« (S. 49)

Geschickt holt Harry Bingham seine Leser sofort ins Boot, indem er die Ich-Erzählerin im Präsens erzählen lässt. Ungekünstelt, mit einer lockeren Wortwahl spricht sie von ihrer Arbeit, arroganten Chefs und natürlich den Opfern, für die sie ein großes Mitgefühl hegt. Ihre Jagd nach den Puzzleteilen ähnelt einem Rachfeldzug. Die Geschichte von einer effizient arbeitenden Verbrecherbande liest sich spannend und lehrreich zugleich. Eine platte Story um die Frage, wer war der Mörder, wird der Leser in diesem wunderbaren Kriminalroman vergeblich suchen. Intelligente Unterhaltung funktioniert so wie die von Harry Bingham, der um Fiona herum eine Reihe schreibt. Bitte mehr davon.

Harry Bingham: Fiona: Als ich tot war.
Wunderlich, September 2017.
512 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,95 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Bovenkerk-Müller.

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