Éliette Abécassis: Eine unwahrscheinliche Begegnung

Warum hefteten sich seine Augen ausgerechnet auf diese Frau? Sie war nicht sonderlich schön. Hatte etwas Merkwürdiges, etwas Verstörendes an sich, das seine Aufmerksamkeit erregte. Etwas, das für ihn bestimmt war.“ (S. 7)

Ein Buch wie eine Symphonie. Worte die in Zeilen fließen wie eine Melodie.

Der neue 123-seitige Roman von Éliette Abécassis spielt ein sehr spannendes, intelligent tiefsinniges Drama an einem Bahnsteig. Dort, auf dem zwei Leben – die unterschiedlicher nicht sein können – aufeinanderprallen. Sie, die für das politische System arbeitet und an einer Elitehochschule studiert. Ja, sie gehört zu Elite der Nation und er? Er ist der Fremde, „dem Nomade, der auf der Durchreise war, dem Migranten, wie es bei ihnen hieß.“ (S. 44)

Es sind zwei Fremde, die sich zufällig begegnen und wie Magnete voneinander angezogen werden.

Ihre dunklen Augen verschlangen sein Gesicht. Es lag etwas Besonderes darin. Ein Schleier verhinderte, dass man in diesen Augen versank. Sie war unerreichbar.‘“ (S. 11)

Der Schreibstil von Éliette ist wunderschön und zaubert der Storyline eine filmische Atmosphäre. Für mich als Leserin war es ein höchst exquisiter Lese- und Literaturgenuss dank der lebendigen Szenen, die sich wie in Zeitlupe abspielten.

Rose, Myrrhe und Sandelholz – Düfte, die ihre Haut verströmte wie Atem und ihn in eine andere Welt beförderten: […] ein Brückenschlag zu einer Insel, eine windstille Nacht, die Milchstraße, ein unberechenbarer Ozean, der ihn überwältigte und überraschte.“ (S. 16)

Die Beobachtungen sind geschmückt mit feinsinnigen Details und kunstvollen Vergleichen. Dabei werden die Empfindungen so eindringlich beschrieben, dass ich den Eindruck hatte, das Buch basiert auf reinem Gefühl.

Insgesamt hat mich die Geschichte exzellent unterhalten, denn ich konnte mich ihr voll hingeben.

Mit einem Ende wie ein Paukenschlag!

„Eine unwahrscheinliche Begegnung“ ist ein wunderschönes Buch, das unter die Haut geht – eine aufwühlende, ergreifende Geschichte, getragen von Worten hypnotischer Poesie.

Éliette Abécassis: Eine unwahrscheinliche Begegnung.
Aus dem Französischen übersetzt von Kirsten Gleinig.
Arche, Juli 2022.
128 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Olivia Grove.

Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Ein Kommentar zu “Éliette Abécassis: Eine unwahrscheinliche Begegnung

  1. Pingback: |Rezension| Eine unwahrscheinliche Begegnung - Éliette Abécassis • Literatour.blog

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.