Wissen Sie, wer das Telefon erfunden hat? Den meisten Menschen, denen man diese Frage stellt, wird entweder nichts dazu einfallen oder sie nennen den Amerikaner Graham Bell. Dass Bell nur der „Weiterentwickler“ des Telefonapparats und nicht der Erfinder war, hat er selbst nicht verschwiegen, doch auch seine offensive Vermarktung ließ den wahren Erfinder, Philipp Reis, in Vergessenheit geraten.
Diesem Umstand will Wolfram Weimer mit seiner Geschichte über Philipp Reis und das Telefon entgegenwirken. Auf Seite 7 seines Buches „Der vergessene Erfinder – Wie Philipp Reis das Telefon erfand“ schreibt er: Dieses Buch soll einem großartigen Mann, dem es das Leben schwer machte, den Respekt und die Sichtbarkeit geben, den er verdient hat.
Das gelingt Wolfram Weimer mit seinem Buch und dass er mit Herzblut bei der Sache ist, merkt man jeder Seite an. Er berichtet von der Kindheit und Jugend von Philipp Reis, der schon früh die Eltern verlor, von seiner Tätigkeit als Lehrer und vor allem von seinen Tüfteleien und Erfindungen.
Denn das Telefon war nur eins der Dinge, die sich Reis in seinem klugen Kopf ausgedacht hat. In seiner Scheune bastelte er mit einfachsten Mitteln seinen ersten Telefonapparat. Die Hauptbestandteile waren eine aus Holz geschnitzten Ohrmuschel, eine Hasenblase, eine Stricknadel und ein Geigenkasten. Doch die Würdigung dieses Apparats, der die Kommunikation auf der Welt revolutionieren sollte, hielt sich in engen Grenzen. Da er nicht studiert hatte, wurde seine Leistung von vielen einflussreichen Professoren nicht anerkannt, ja, sogar verlacht.
Obwohl er es nicht leicht hatte im Leben, blieb Philipp Reis immer positiv und heiter. Aufgeben war für ihn keine Option, auch wenn ihm mehr als ein Stein in den Weg gelegt wurde. Genau zwei Jahre nach seinem frühen Tod mit nur vierzig Jahren, meldete Alexander Graham Bell das Telefon zum Patent an. So konnte Reis den Siegeszug seiner Erfindung weder erleben, noch hatte er irgendeinen Gewinn davon.
Sachlich, aber mit viel Sympathie und Wohlwollen für seinen Protagonisten, erzählt Wolfram Weimer über dessen Leben und Wirken. Dabei kann man auch über die eine oder andere Anekdote schmunzeln. Die technisch Interessierten können in der Dokumentation auch Details über die Entwicklung des Apparats erfahren.
Wenn Sie wissen wollen, warum der erste Satz, der je durch ein Telefon übertragen wurde „Das Pferd frisst keinen Gurkensalat“ hieß und was Philipp Reis sonst noch erfunden hat, wenn Sie sich für die Geschichte der Technik und für Zeitgeschichte interessieren, kann ich Ihnen „Der vergessene Erfinder“ sehr empfehlen. Das leicht verständliche, reich bebilderte Buch erfordert keine Vorkenntnisse und ist auch gut geeignet, um Jugendlichen (Technik-) Geschichte nahezubringen. Vielleicht bekommt ja der eine oder die andere dadurch Lust darauf, selbst mit dem Tüfteln zu beginnen. Kreative Erfinder*innen kann es nie genug geben.
Wolfram Weimer: Der vergessene Erfinder: Wie Philipp Reis das Telefon erfand.
Ch. Goetz Verlag, November 2019.
144 Seiten, Gebundene Ausgabe, 20,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Beate Fischer.
Eine gelungene Würdigung von Philipp Reis durch Wolfram Weimer – und eine gelungene Besprechung des Buches.
Lieber Herr Elph, ich freue mich, dass Ihnen das Buch und meine Rezension gefallen haben. Ich wusste nicht viel über Philipp Reis und war von seiner Lebensgeschichte und seiner Leistung sehr angetan. Auch meine positiven Eindrücke über den Autor habe ich gerne weitergegeben.
Viele Grüße
Beate Fischer