Wolfgang Niedecken: Wolfgang Niedecken über Bob Dylan

Pünktlich zu seinem siebzigsten Geburtstag beschenkt sich der Autor Wolfgang Niedecken selbst mit einer Hommage an den Künstler, der maßgeblich Niedeckens Musiker-Karriere beeinflusst hat.  Dass Bob Dylan in diesem Jahr achtzig Jahre alt wird spricht zudem für das Erscheinungsdatum dieses elften Bandes aus „KiWi´s Musikbibliothek“.

Der 1951 geborene Wolfgang Niedecken ist mir zum ersten Mal Ende der siebziger Jahre in einem Wuppertaler Jugendzentrum begegnet. Seit diesem Konzert vor kleinem Publikum schätze ich seine Texte und seine Musik. Niedeckens klare Position zum Nato-Doppelbeschluss und zur Politik in den jungen Achtzigern hat mich zum Fan gemacht. Für mich war es nur zu schlüssig, dass es eine Affinität Niedeckens zu Bob Dylan gab. Dass Dylans Einfluss auf Niedecken aber so intensiv war, habe ich erst bei der Lektüre dieses Titels erfahren. So stellen sich Ursache und Wirkung seines Schaffens in einem neuen Licht dar. Und dieses Licht hat dann auch mit meiner eigenen Biografie, mit dem „Soundtrack meines Lebens und mit meiner politischen Sozialisation zu tun.

Aus seiner Bewunderung für Bob Dylan macht Niedecken kein Hehl. Für ihn ist Dylan der größte amerikanische Liedermacher, der ihm mit seinen Texten und seinem Blues einen tiefen Einblick in die „amerikanische Seele“ ermöglicht hat. Niedecken gibt zu, dass ohne die Inspiration durch Bob Dylan viele seiner Songs nicht entstanden wären. Eine starke Einsicht, die auf eine realistische Selbsteinschätzung schließen lässt. Dieser Eindruck hat sich während der Lektüre immer wieder bestätigt.  Niedecken schreibt wie er ist: nüchtern, direkt und ehrlich.

Sein Buch über Bob Dylan ist im Grunde eine Spurensuche und ein persönlicher Reisebericht. Wolfgang Niedecken unternimmt eine Reise in das Leben Bob Dylans. Eine Reise, die er gut vorbereitet hat. Als Songtexter hat er sich mit Dylans Balladen auseinandergesetzt. In Coverversionen hat er Dylansongs interpretiert. Dessen Lebensgeschichte hat er als Hörbuch eingelesen. Darum kann Wolfgang Niedecken für sich in Anspruch nehmen der deutsche Musiker zu sein, der die größte Nähe zu Bob Dylan hat. Und genau diese Nähe zieht sich wie ein roter Faden durch das ganze Buch. Immer wieder bringt der Autor Schauplätze Dylans Vita mit dessen Texten und persönlichen eigenen Eindrücken, Erlebnissen und Begegnungen in Verbindung.

Ganz nebenbei begegnet sich Wolfgang Niedecken während seiner Reise selbst. Der Lesende spürt wie authentisch der Autor in seinen Beziehungen zur Musik, zum Zeitgeist und zu sich selbst verwurzelt ist. Bob Dylan ist eine dieser Wurzeln.  Niedecken hat sein Vorbild zweimal persönlich getroffen. Natürlich erzählt er von diesen Begegnungen. Dies tut er ohne Pathos. Nüchtern  benennt er die Berührungspunkte zwischen seinem eigenen Werk und den Inspirationen, die er durch die Musik und die Texte des Literatur-Nobelpreisträgers Bob Dylan erhalten hat.

Ich habe mich gern von Wolfgang Niedecken an die Orte führen lassen, an denen Bob Dylan gelebt hat. Sein lebendiger Schreibstil hat mich den Weggefährten der beiden Musiker näher gebracht. Eindrücklich habe ich wahrgenommen, dass alles doch irgendwie zusammengehört und aufeinander aufbaut. Und auch ich selbst bin ein Teil davon. Für diese Erinnerung danke ich Wolfgang Niedecken. Darum meine uneingeschränkte Leseempfehlung!

Wolfgang Niedecken: Wolfgang Niedecken über Bob Dylan.
KiWi, März 2021.
240 Seiten, Gebundene Ausgabe, 14,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Martin Simon.

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