Einst waren sie nicht nur der schlagende Arm des Königs, sie waren auch diejenigen, die die Gesetze durchsetzten und Recht sprachen.
Gerade weil die Greatcoats dabei oft für die einfachen Bauern und gegen die Herzöge entschieden wurden sie bewundert und verehrt.
All dies endete, als die vereinten Heere der Herzöge den königlichen Palast stürmten und den Monarchen köpften.
Seitdem sind fünf Jahre vergangen, in denen die ehemaligen Greatcoats in alle Winde verweht, verfolgt und getötet wurden.
Doch dann findet Falcio val Mond, erster Kantor und damit der frühere Anführer der Greatcoats, eine Erbin seines verblichenen Monarchen, die er nicht nur beschützen, sondern auf den Thron bringen will.
Dass er dabei einer kleinen Gruppe intriganter Herzöge und einer finsteren Verräterin im Weg steht führt dazu, dass er vergiftet wird und jeden Morgen ein wenig mehr stirbt. Ihm läuft die Zeit davon, zumal er, um die Sicherheit seines Mündels zu erreichen gezwungen ist, ausgerechnet dort Hilfe und Unterstützung zu suchen, wo diese am unwahrscheinlichsten ist – bei den einander spinnefeind gegenüberstehenden Herzögen …
Sebastien De Castell setzt seine im ersten Band begonnene Handlung um die Greatcoates nahtlos fort. Wieder präsentiert der Kanadier, dieses Mal in Welterstveröffentlichung (!) eine Geschichte, wie wir sie so ähnlich schon oft gelesen haben. Doch die Mischung zwischen Magie, Abenteuer, Dramatik und packenden Kämpfen stimmt.
Immer deutlicher wird, dass der von den Herzögen hingerichtete König seine Pläne weit detaillierter und weitreichender initiiert hat, als gedacht.
Die einander misstrauisch beäugenden Herzöge werden von Unbekannten gemeuchelt, obwohl der verblichene Monarch seine Greatcoats vor fünf Jahren als deren Leibwächter bei diesen eingeschleust hat.
Unser sterbende Protagonist, und mit diesem der Leser, hat seine liebe Mühe damit, die Logik hinter den Plänen und Vorkommnissen zu erkennen. Warum nur hat sein König ausgerechnet diejenigen schützen wollen, die gegen ihn rebellierten und ihn letztlich ermordeten? Wer, wenn nicht die Greatcoats hat ein Interesse daran, die Herzöge zu meucheln und was soll damit erreicht werden? Können er und seine Verbündeten dafür sorgen, dass die Erbin seines Königs, allen Widerständen und Intrigen zum Trotz, wirklich auf dem Thronsessel Platz nimmt – und ist dies überhaupt wünschenswert?
Wie man sieht, warten auf den Leser viele Fragen, die der Autor in ein faszinierend zu lesendes Abenteuer gepackt hat.
Dabei nutzt er einen sterbenden Helden, dem nur mehr wenig Zeit verbleibt, seine Pflicht zu erfüllen, der an dieser Zweifelt und sich überlegt, ob er seine Zeit nicht lieber für ein eigenes, kurzes Glück nutzen sollte. So zieht Dramatik in den Plot ein, gilt es für den Protagonisten abzuwägen, ob ihm sein persönliches, kurzes Glück nicht vielleicht wichtiger ist als die Erfüllung eines Befehls, den er nicht versteht und dessen Erfolg mehr als fraglich ist.
Eingebunden hat De Castrell dies in eine Handlung die geprägt ist von den packend und temporeich geschilderten Kämpfen. So ist dies zwar ein Roman, der middle-of-the-road Fantasy präsentiert, dies aber so routiniert und in der Mischung überzeugend, dass sich der Roman sehr angenehm und flüssig liest.
Sebastien De Castell: Hochverrat: Greatcoats.
Piper, Dezember 2014.
352 Seiten, Taschenbuch, 16,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.