Als seine eigene Frau Elle in die Notaufnahme eingeliefert wird, bricht für den Arzt Matt eine Welt zusammen. Schwerwiegende Hirnverletzungen, irreparabel. Dann stellt sich zu allem Überfluss auch noch heraus, dass Elle schwanger ist. Ein Baby, das hatten sie sich über Jahre hinweg gewünscht, aber mehrere Fehlgeburten hatten den Traum in immer weitere Ferne rücken lassen. Matt ist sich sicher, dass Elle alles dafür gegeben hätte, dem ungeborenen Baby auf die Welt zu helfen. Er entschließt dagegen, die Geräte seiner hirntoten Frau abschalten zu lassen und so dem Baby zur Weiterentwicklung zu verhelfen. Doch da stellt sich ihm jemand in den Weg, von dem er dies niemals erwartet hätte. Die Frau, die ihn in einer solchen Situation am meisten unterstützen sollte, gibt alles dafür, eine vor mehr als 15 Jahren gemachte Patientenverfügung ihrer Schwiegertochter durchzusetzen. Notfalls auch vor Gericht.
Man erwartet von Matt und Elle eine Bilderbuch-Ehe, eine tiefe Liebe von der ersten Stunde an. Kitsch, Schmalz, Liebesschwüre pur. Aber genau das findet man hier nur bedingt und doch gelingt es der Autorin, mit dieser Geschichte zu berühren. Matt und Elle verbindet zwar von dem ersten Moment an etwas sehr Tiefgründiges, wie aus dem Bilderbuch wirkt es allerdings nicht. Als Paar treten sie das erste Mal mit 15 und 17 Jahren auf, er zwei Jahre älter als sie. Es kommt zu einer ungewollten Schwangerschaft, die das Teenagerpaar geheimhalten und austragen möchte, die allerdings in einer Fehlgeburt endet. Dem ersten Riss in der Beziehung der beiden. Nachdem sie gemeinsam darüber hinweggekommen sind, begeht Matt einen Fehler und es kommt zum Bruch, sogar zum Kontaktverlust. Erst Jahre später treffen die zwei sich wieder.
Elle selbst kommt im Roman nur über Tagebucheinträge zu Wort, die stets gut und passend eingebracht sind. Das Geschehen wird ausschließlich aus Matts Perspektive beschrieben. Manchmal wirkt der ganze Medizinerjargon etwas befremdlich, aber darüber lässt sich nach ein paar Kapiteln gut hinwegsehen. Natürlich sprechen die Hauptfiguren des Romans so miteinander. Fast alle sind sie mit der Materie vertraute Ärzte. Genau das macht auch Matts Zwiespalt zwischen Abschalten der Geräte und Weiterleben des Ungeborenen noch gravierender. Als Arzt weiß er, dass für Elle nach Feststellung des Hirntodes keine Hoffnung mehr besteht. Als Ehemann spürt er tief drinnen, dass er sie auf keinen Fall so gehen lassen kann. Dass für einen Mediziner vom Fach eine solche Entscheidung fast noch schwerer ist als für einen Menschen mit anderem Beruf, wird hier sehr gut deutlich.
„Ich versprach dir die Liebe“ ist ein kitschfreier, berührender Liebesroman über ein ganz gewöhnliches Paar, das in sehr tiefer Verbundenheit zueinander steht. Die Seiten fliegen nur so dahin und wenn man die Gerichtsverhandlung verfolgt, kann man gar nicht anders, als mit Elle mitzufiebern, an das kleine Baby zu glauben und Matt innerlich zu unterstützen.
Ein toller, lesenswerter Roman!
Priscille Sibley: Ich versprach dir die Liebe.
Bastei Lübbe, Februar 2014.
448 Seiten, Taschenbuch, 8,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.