Nele Pollatschek, eine 1988 geborene Autorin aus Berlin, beschreibt in ihrem Roman „Kleine Probleme“ einen 49-jährigen Mann – Lars heißt er –, der mit den kleinen Anforderungen des Lebens so seine Probleme hat.
Am letzten Tag des Jahres macht er sich eine Liste, auf der immer wieder aufgeschobene Arbeiten stehen, die er noch vor Jahresende erledigen will: putzen, Steuererklärung machen, das Bett für die Tochter aufbauen, den Vater anrufen, die Regenrinne sauber machen … Dabei sieht er sich ja eigentlich als kommenden großen Schriftsteller, der „den besten Roman der Welt“ schreiben wird. Jedes Kapitel handelt von einem anderen Punkt auf Lars‘ Liste. Demnach umfasst die Handlung lediglich diesen Silvestertag.
Hauptproblem an diesem Buch ist, dass besagter Lars kein wirklicher Sympathieträger ist. Er nervt, wirkt selbstmitleidig und allzu weichlich, kommt gedanklich von Hölzchen auf Stöckchen und wird nicht fertig mit dem, was er tut, sodass man als Leser irgendwann die Hände ringt, die Augen sinnbildlich zur Decke rollt und sich fragt, ob man mit diesem Menschen eigentlich so viel Zeit verbringen will. Sicher, es gibt durchaus fantasievolle und humorvolle Passagen in diesem Roman, aber im Großen und Ganzen möchte man unseren Protagonisten eigentlich immer nur schütteln und ihm zurufen: Mach fertig und rede nicht so viel rum!
Beim Putzen denkt er über die Übertragung von Wärme von wärmeren auf kältere Körper nach und umgekehrt, bei der Steuererklärung philosophiert er über jede einzelne Rechnung, die er findet und einreichen will, zum Beispiel über die zum Müsli-Adventskalender, und beim Bettaufbau geht es seitenlang um die Kleinteile, die Lars dabei verbauen muss: Pleumel und Niezen. Auf Lesungen könnte diese Passage spaßig sein. Aber will man das als Leser alles wissen? Ich jedenfalls nicht.
Nele Pollatschek: Kleine Probleme
Galiani, September 2023
208 Seiten, gebundene Ausgabe, 23 Euro
Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.