K. B. Wagers: Der Indrana-Krieg 02: Sternenkrone

Hail Bristol hat eine, nun nennen wir sie einmal interessante, oder doch eher aufregende Jugend hinter sich. Sie wuchs als Prinzessin des Indrana-Imperiums auf, rebellierte gegen ihre Mutter, die Herrscherin, floh vor der Verantwortung und der Gängelung des Amtes und baute sich als interstellare Schmugglerin und Waffenhändlerin eine neue Existenz auf. So mancher kennt sie eher als schlitzohrige Piratin, dann aber ändert sich ihr Leben erneut – und das markant.

Mordanschläge auf ihre Schwester und deren Tochter sorgen dafür, dass sie in der Thronfolge plötzlich, unerwartet und mehr als unerwünscht ganz oben steht. Als ihre Mutter, die absolut regierende Monarchin vergiftet wird, muss sie schweren Herzens ihr Erbe antreten – nur um sich einer Rebellion gegenüber zu sehen. Es kommt schlimmer – der alte Erzfeind des matriarischen Imperiums rüstet zu einem neuen, vernichtenden Krieg, Verräter lauern scheinbar hinter jeder Ecke des Palasts und mittendrin unsere frisch gebackene Monarchin und ihre Bodyguards.

Als sie sich auf einem neutralen Planeten mit dem Anführer des Erzfeindes zum Krisengipfel trifft, eskaliert die Lage. Ihre Gegner sprengen des Tagungsgebäude in die Luft, zu Hause werden ihre Verbündeten gefangen gesetzt und standrechtlich erschossen. Der Bevölkerung wird vorgegaukelt, dass Hail getötet wurde. Doch noch ist Hail nicht tot, und als sie ihre Verbindungen aus alten Zeiten reaktiviert, bekommen dies ihre vielen Gegner schmerzhaft zu spüren. Fast, aber wirklich nur beinahe könnte man mit diesen Mitleid haben – Hail hat keines.

Gemeinhin sich Mittelbände einer Trilogie eher fade Kost. Nach einem zumeist fulminanten, neugierig machenden Auftakt komplett mit Cliffhanger darf in der Fortsetzung nicht wirklich zu viel Entscheidendes passieren, sonst bleibt für den Abschlussband zu wenig übrig. K. B. Wagers beweist, dass diese Regel nicht allgemein gültig ist, dass es durchaus tempo- und actionreich weitergehen kann. In ihrem Mittelband passiert – viel. Eine haarsträubende Gefahr wechselt sich mit der nächsten ab, es gibt viele entscheidende Kämpfe und der Leser kann die Seiten kaum schnell genug umblättern, um mit unserer wackeren Protagonistin mitzuhalten.

Dazu kommt, dass uns die Autorin eine ganz ungewöhnliche Gesellschaft präsentiert. In aller Regel begegnen uns in SF Romanen Zukunftsvisionen einer US-dominierten Welt, hier aber begegnet uns ein Reich, das von Indischen Kolonisten bevölkert ist. Nicht nur die Religion, Kleidung und Nahrung sind anders, der entscheidendste Unterschied liegt in dem beschriebenen Matriarchat. Eine Welt, in der die Frauen das dominierende, alles beherrschende Geschlecht sind, in der die Männer um Gleichberechtigung ringen, ja kämpfen, das ist interessant und wohltuend anders.

Zwar bleibt diese Welt – leider – relativ im Hintergrund, doch vorliegend nehmen starke Frauen eine deutlich zentralere Rolle im Plot ein, als gewohnt.

Die militärischen Auseinandersetzungen – ja, die Trilogie kann man in die Rubrik der angesagten Military-SF einreihen – sind oft nicht eben logisch, werden auch recht schnell und oberflächlich abgehandelt. Wer also grosse, ausufernde Weltraumgefechte à la Jack Campbell erwartet, der ist hier falsch. Die Kommandounternehmen dienen mehr als Mittel zum Zweck – und dieser ist, das Schicksal unserer Herrscherin wider Willen zu beleuchten.

Auch wenn die Logik so manches Mal Kapriolen schlägt, weiß die rasant aufgezogene Handlung durch und mittels der ebenso interessant wie vielschichtige gezeichneten Charaktere zu überzeugen.

K. B. Wagers: Der Indrana-Krieg 02: Sternenkrone.
Heyne, August 2018.
464 Seiten, Taschenbuch, 9,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.

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