Australien, 1946: Gegen Ende des Krieges haben junge australische Frauen britische Soldaten geheiratet, die schon kurze Zeit später wieder abgezogen wurden. Zurück bleiben die Kriegsbräute, die ihre Männer teilweise seit Monaten nicht gesehen haben. Die Regierung bietet nun Schiffstransporte an, um die Frauen nach Großbritannien zu bringen. Auch Margaret ist unter ihnen. Es fällt ihr anfangs schwer, ihre Familie hinter sich zu lassen. Doch sie ist gleichfalls aufgeregt und freut sich auf ihren Ehemann Joe. Eine abenteuerliche Reise ins Ungewisse beginnt. Denn woher soll man auch wissen, was einen in dem fremden Land erwartet?
„Über uns der Himmel, unter uns das Meer“ ist kein typischer Moyes-Roman, so viel sei schon vorweggenommen. Wer einen Roman à la „Ein ganzes halbes Jahr“ erwartet, sollte ihn besser nicht kaufen. Wer allerdings historische Romane mit netten Geschichten mag, ist hier gut bedient. Als Basis der Geschichte dient die Überfahrt von 600 Kriegsbräuten aus Australien nach Großbritannien auf einem Flugzeugträger. Begleitet werden vier junge Frauen, die sich eine Kajüte auf dem Schiff teilen, sowie einige ausgewählte männliche Besatzungsmitglieder. Jedem Kapitel vorangestellt ist ein historisch belegtes Zitat zu der Überfahrt, die Geschichte selbst und viele der handelnden Personen sind allerdings fiktiver Natur. Da die Großmutter von Jojo Moyes allerdings ebenfalls eine der besagten Kriegsbräute war, bekommt die Geschichte eine besondere Bedeutung.
Besonders gut lernt man die vier Damen kennen, die für die Überfahrt zusammengewürfelt wurden. Sie könnten kaum unterschiedlicher sein. Margaret ist Farmertocher und vermisst ihre Familie bereits nach wenigen Minuten. Gut, dass sie ihr Hündchen auf Deck geschmuggelt hat – doch das bereitet auch ungeahnte Probleme. Jean ist die jüngste der Frauen mit gerade einmal 16 Jahren. Sie ist naiv und unbedarft, weiß noch sehr wenig vom Leben und redet gerne darüber, was ihr durch den Kopf geht. Avice kommt aus gehobener Gesellschaft und ist geschockt, als sie erfährt, dass sie auf einem Kriegsschiff nach Großbritannien reisen soll. Zu guter Letzt gibt es noch die verschlossene Frances, die niemanden an sich heranlässt, mit Voranschreiten der Geschichte allerdings fast noch die interessante Figur des Geschehens ist, weil man bei einfach meisten erfahren kann.
Auch wenn dieser Roman nicht so ist wie die erfolgreichsten Titel der Autorin, ist er durchaus sehr lesenswert. Ihr Schreibstil ist der gleiche, locker und teilweise gefühlvoll. Es gelingt ihr sehr gut, die Hoffnungen und Sorgen der jungen Kriegsbräute zu verdeutlichen, besonders bei Margaret spürt man das. Sie hat immer wieder diese Momente, in denen sie sich fragt, ob es überhaupt richtig war, ihre Heimat für das Ungewisse hinter sich zu lassen. Die junge Frau ist schwanger und spürt, dass ihr das eigene Leben entgleitet. Sie denkt, dass sie nach der Geburt des Kindes wohl kaum mehr Zeit für sich selbst oder ihren Ehemann haben wird.
Ein gelungener historischer Roman! Nicht grandios, aber gut.
Jojo Moyes: Über uns der Himmel, unter uns das Meer.
Rowohlt Verlag, Februar 2016.
512 Seiten, Taschenbuch, 14,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.