Jennifer Niven: All die verdammt perfekten Tage

jenAls Finch meterhoch über dem Schulhof auf dem Glockenturm steht, traut er seinen Augen kaum, denn er ist nicht allein. Auch seine beliebte Mitschülerin Violet scheint diesen Januarmorgen auserkoren zu haben als den perfekten Tag für einen Selbstmord. Es gelingt ihm, das Mädchen vom Springen abzuhalten und auch er selbst tut es an diesem Tag nicht. Immer wieder kreuzen sich die Wege der beiden 17-jährigen Jugendlichen und Finch verguckt sich immer mehr in Violet, dabei ist er doch auch fasziniert von seinem eigenen Tod. Gibt es vielleicht doch noch etwas, für das es sich zu leben lohnt?

Jennifer Nivens Roman wird in den Kommentaren, die der Verlag auf der Buchrückeninnenseite einbaut hat, als das neue „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ gehandelt. Die Einschätzung ist gar nicht so schlecht, denn schnell kommt eine ähnlich tolle Stimmung zwischen den Seiten auf. Besonders Finch schließt man sehr schnell ins Herz. Er lebt nach der Trennung zwischen seinen Eltern gemeinsam mit der Mutter und seinen beiden Schwestern, die eine jünger, die andere älter als er, und zieht sich oft vor dem Leben zurück. Er recherchiert über berühmte und kuriose Selbstmorde und ist selbst immer vorbereitet auf den Tag X. In der Schule ist er ein auffälliger Schüler, der oft in Schlägereien verwickelt ist und dadurch die Gemüter spaltet. Violet ist – und muss es vielleicht sogar sein, damit die Geschichte funktioniert – ganz anders als er. Vor knapp neun Monaten kam ihre zwei Jahre ältere Schwester bei einem Autounfall ums Leben, bei dem auch Violet anwesend war. Sie jedoch kam mit leichten Verletzungen davon. Seitdem fühlt sie sich dem Leben auch nicht mehr gewachsen und nutzt den Tod ihrer Schwester oft als Ausrede für nicht gemachte Schulaufgaben. An ihre Zukunft, die einst so schillernd und rosig werden sollte, denkt sie kaum mehr.

Die beiden Jugendlichen müssen schließlich für ein Schulprojekt zusammenarbeiten und es gelingt ihnen, teils bewusst, teils unbewusst, den jeweils anderen aus seinem Schneckenhaus zu locken. Jennifer Nivens Schreibstil ist dabei so erfrischend schön und mit einigen sympathischen Dialogen gespickt, dass die Lesezeit wie im Flug vergeht.

Ein ganz toller Roman für Kids ab 15 Jahren und interessierte Leser, die dieses Alter bereits hinter sich gelassen haben. Niven wird sicher wieder von sich hören lassen und die beiden Hauptfiguren dieses Romans vergisst man so schnell nicht.

Jennifer Niven: All die verdammt perfekten Tage.
Limes, Dezember 2015.
400 Seiten, Taschenbuch, 14,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.

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