Henrik Siebold: Schattenkrieger

Wie ein Krieg funktioniert, glaubt man als Elitesoldat zu wissen. Einer von ihnen hat quasi alles gesehen und erlebt, bis er buchstäblich in Afghanistan auf der Abschussliste steht und zu einer Spielfigur wird, dessen Regeln nur der Spielleiter zu kennen scheint.

Henrik Siebold schreibt sehr erfolgreich Thriller über Inspektor Takeda. Auch in seinem aktuellen Thriller integriert der Autor wieder japanische Traditionen, die dieses Mal einem Auftragskiller bei seiner gefährlichen Knochenarbeit helfen werden.

Im Zentrum steht das extrem schmutzige Geschäft des Krieges, bei dem Menschen auf ihre Funktion als todbringende Waffe reduziert werden. Der Autor zeigt einen Krieg, der jenseits der Fronten verläuft. Das Fehlen der Fronten erklärt er mit der Globalisierung, die zu einer Vermischung von persönlichen Interessen und todbringenden Anschlägen führt.

Unter anderem in Hamburg agieren neben den ortsansässigen Verbrecherclans auch Vertreter unterschiedlicher Länder. Sie arbeiten mal Hand in Hand und manchmal gegeneinander, je nachdem, ob die Beteiligten gerade ein gemeinsames Ziel im Visier haben. Und wer nun auf welcher Seite steht, erfährt der Schattenkrieger erst in letzter Sekunde, wenn er ins offene Messer zu laufen droht. Nur sein Verstand, seine Leidensfähigkeit und eine riesige Portion Glück retten ihm immer wieder das nackte Leben beziehungsweise das, was davon übrig bleibt.

Wie kann man sich als routinierter Einzelgänger aus so einer Knochenmühle befreien, wenn die eigene Seele in der turbulenten Vergangenheit zerfleddert wurde und die Idee von einem normalen Leben in harten Kämpfen zu versinken droht?

Extrem kurzweilige Geschichte

Handwerklich hat Henrik Siebold alles aus der Trickkiste geholt, um eine spannende, extrem kurzweilige Geschichte zu erzählen. Hierfür verwendet er zwei Erzählstränge, kurze Kapitel mit offenen oder versteckten Cliffhängern und zwei einnehmende Perspektiven.

„… ich will ehrlich sein … Du wirst sterben. Nur darum heuern sie Leute wie dich an. Ausländer, keine Amerikaner. Männer, die nicht in Zinksärgen zurück in die Heimat gebracht werden müssen, wenn sie im Einsatz sterben. Weil es sie offiziell nicht gibt. Wenn du im Feld bleibst, wird dich niemand vermissen. Du gehörst … zu einer Schattenarmee.“ (S. 184)

Tolle, kurzweilige Unterhaltung mit Tiefgang hat in Deutschland einen Namen: Henrik Siebold.

Henrik Siebold: Schattenkrieger.
Aufbau Taschenbuch, Dezember 2022.
381 Seiten, Taschenbuch, 12,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Bovenkerk-Müller.

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