Heidi Rehn: Gold und Stein

rehnIm Jahr 1452 leben die fünfzehnjährige Agnes und ihre Mutter Gunda, eine Bierbrauerin, in dem preußischen Städtchen Wehlau. Gunda betreibt seit dem Tod ihres Mannes Zacharias Fröbel die Schankwirtschaft zusammen mit ihrer Tochter, der Magd Griet und dem Knecht Ulrich. Fröbel war der Stiefvater von Agnes. Allein das Feuermal in ihrem Nacken, das sie stets mit einem Halstuch zu verstecken sucht, erinnert sie daran, dass ihr leiblicher Vater kurz nach ihrer Geburt verstorben ist. Ihre Mutter spricht nie von ihrem ersten Mann. Deutlich spürt Agnes, dass ihre Geburt ein düsteres Geheimnis umgibt.

In der Schankwirtschaft ihrer Mutter lernt Agnes den jungen Baumeister Lorenz Selege kennen, der sich besonders für ihr Feuermal interessiert. Er erzählt ihr von einem Zwillingspaar in Königsberg, das seine Mutter vor fast sechzehn Jahren als Hebamme auf die Welt geholt hat. Beide Kinder, ein Junge und ein Mädchen, trugen das gleiche Mal im Nacken wie Agnes.

Lorenz und Agnes verlieben sich ineinander. Gunda will ihre Beziehung hintertreiben und versucht, ihre Tochter mit dem reichen Bauern Kollmann zu verheiraten. Agnes flieht mit Lorenz nach Königsberg. Er bringt sie bei einer Verwandten unter und lässt sie dort allein zurück, da ihn berufliche Verpflichtungen auf die Marienburg in Danzig rufen. Agnes trifft in Königsberg den gleichaltrigen Casper. Sie fühlt sich magisch zu ihm hingezogen und gerät in einen schweren Gewissenskonflikt. Schließlich gehört ihr Herz doch Lorenz. Eines Tages entdeckt sie an Caspers Nacken das gleiche Feuermal, mit dem auch sie gezeichnet ist. In welcher Verbindung steht der junge Mann wirklich zu ihr?

Heidi Rehn erzählt in ihrem neuen Roman die Lebens- und Liebesgeschichten von vier Frauen über drei Generationen hinweg. Lore, die Großmutter von Agnes, kann das frühe Ableben ihres Mannes Ewald nicht verwinden und ist ihm über seinen Tod hinaus treu ergeben. Gunda wird von ihrer ersten Liebe bitter enttäuscht. Sie erfährt jedoch, dass auch in einer aus Vernunftgründen eingegangen Verbindung Liebe wachsen kann. Ihre Gegenspielerin Editha lernt, dass Liebe nicht nur körperliche Lust bedeutet, sondern auch innige Verbundenheit mit einem anderen Menschen. Agnes fühlt sich zu zwei Männern gleichzeitig hingezogen und quält sich mit der Frage, zu welchem der beiden sie wahre Liebe empfindet.

Die bewegenden Geschichten der vier Protagonistinnen sind eingebettet in die Zeit des dreizehnjährigen Krieges der Städte Königsberg, Wehlau, Labiau, Elbing und Marienburg gegen den Deutschen Orden. Diese auch Preußischer Städtekrieg genannte Auseinandersetzung dauerte von 1453 bis 1466. Sie führte zur Teilung Preußens in West- und Ostpreußen und wirkte sich bis ins zwanzigste Jahrhundert aus.

Fazit: Unterhaltsamer und sorgfältig recherchierter Roman mit überzeugenden und glaubwürdigen Frauenfiguren. Empfehlenswert!

Heidi Rehn: Gold und Stein.
Knaur, April 2012.
720 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Martina Sprenger.

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