Ein Wiedersehen mit alten Bekannten aus dem fiktiven Städtchen Crosby in Maine erleben die Leser in Elizabeth Strouts neuem Roman „Die langen Abende“. Da ist zum Beispiel Olive Kitteridge, die etwas widerborstige ehemalige Mathelehrerin, die trotz aller Härte, die sie nach außen hin ausstrahlt, einige schwer verdauliche Kröten schlucken muss. Die Ablehnung durch die Familie ihres Sohnes zum Beispiel oder gegen Ende des Romans auch die Anfeindungen des Alterns.
Olive Kitteridge war bereits Hauptfigur in Strouts Roman „Mit Bilck aufs Meer“ (2012), wovon zwei Jahre später auch eine vierteilige Mini-Fernsehserie gedreht wurde.
Weil im neuen Roman viele Kapitel von anderen Figuren handeln, die jedoch alle in Crosby leben, mutetet dieser Text – wie in Strout-Büchern häufig – bisweilen wie eine Sammlung von Erzählungen an. Bemerkenswert sind zum Beispiel Ehepartner, die nicht mehr miteinander sprechen und deren Wohnzimmer durch ein Absperrband unterteilt ist: Jeder hat seine eigene Hälfte.
Elizabeth Strout gelingt es wieder, den Leser sehr nah an ihre Figuren heranzuführen – ein Buch, das auch ohne die ganz große Action spannend und lesenswert ist.
Elizabeth Strout: Die langen Abende.
Luchterhand Literaturverlag, März 2020.
352 Seiten, Gebundene Ausgabe, 20,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.