Jack Kernigan lebt da, wo sich gemeinhin Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Ein kleines Kaff im Nirgendwo, von wo aus er ans MIT zog, um die Welt des Wissens zu erobern. Dass irgendjemand, ein veritables A… – loch, seinen Zugangscode zu den Rechnern der Uni missbraucht hat, um dort virtuelles Geld zu schöpfen, sorgte dafür, dass er erst einmal wieder zurück im Nirgendwo ist und für seinen Vater Ware ausliefert.
Bei einer seiner Lieferungen nimmt er eine Kurve zu eng und kollidiert mit etwas Großem. Die Beule im Frontspoiler ist markant, Haare haben sich auch verfangen – alles deutet auf ein Tier, Rotwild vielleicht, hin.
Nur, dass er das Opfer seiner Raserei nirgends erblickt, machen ihn stutzig.
Als er weiter sucht, stößt er auf den unsichtbaren Leichnam seines Verkehrsunfalls – ein Alien. Zusammen mit zwei seiner Jugendfreunde macht er sich auf die Suche nach dessen Raumschiff.
Und wahrlich, sie finden das UFO mit einer vorlauten KI. Und was macht man, wenn ein totes Alien in der Gefriertruhe liegt und man ein Raumschiff hat – man ruft die Männer in den schwarzen Anzügen – oder, man startet ins Abenteuer seines Lebens – zumal, wenn man einer Verschwörung auf die Spur kommt, die droht, den Menschen ihren Planeten abspenstig zu machen …
Dennis E. Taylor legt uns mit diesem Einzel-Roman einen eigentlich bekannten Plot vor. Ähnliches haben wir schon des Öfteren gelesen, Vergleichbares gibt es Vieles. Interessant also mehr, ob es dem Verfasser gelingt, seine Leserinnen und Leser mit seiner Handlung gefangenzunehmen und gut zu unterhalten?
Nun, von Taylor kennen wir seine mittlerweile vier Romane um sein Bobiverse, wie man erfolgreiche Bücher verfasst, muss er eigentlich wissen.
Und wirklich gibt es einige Anspielungen (die KI nach (Alice) Sheldon (alias James Triptree Jr.) zu benennen ist nur die Eindeutigste), die Dialoge zwischen den drei Freunden, die sich aufmachen, die Welt zu retten, lesen sich auch ganz nett.
Was mir an diesem Roman aber gefehlt hat, das sind interessante Charaktere. Alle Figuren, am deutlichsten wohl bei den Antagonisten, sind aus der Retorte, wirken weder lebensecht noch vielschichtig, entwickeln sich nicht, sind schlicht – langweilig! Der ganze Plot liest sich auch mehr wie ein Jugendbuch für eine jüngere Zielgruppe um die 10 – 12 Jahre alt, als ein Roman für Erwachsene. Das lässt viel von dem vermissen, was Taylor in seinen bisherigen Titeln bei Heyne ausgezeichnet hat – kaum Ideen, keine glaubwürdigen, interessanten Figuren und eine vorhersehbare Handlung führen zu einer letztlich doch etwas enttäuschenden Lektüre.
Dennis E. Taylor: Außerirdisch
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Urban Hofstetter
Heyne Verlag, Juli 2023
398 Seiten, Paperback, 16,00 Euro
Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.