Darren McGarvey: Armutssafari

Darren McGarvey, geboren 1984, ist in einem Glasgower Problemviertel in einer dysfunktionalen Familie aufgewachsen. Seine psychisch kranke sowie alkohol- und drogensüchtige Mutter hat ihn schwer vernachlässigt. Der Autor beschreibt unter anderem, wie sie ihn zum Zigaretten holen in einem heftigen Sturm nach draußen schickt und sich dann gemeinsam mit ihrem Lover auf dem Balkon darüber schieflacht, wie der kleine Darren fast wegfliegt und Todesangst aussteht.

Wenn so jemand ein Buch über die Unterschicht schreibt, ist das per se glaubwürdiger, als wenn es ein Professor tut, der in gut behüteten Kreisen aufgewachsen ist.

„Armutssafari“ von Darren McGarvey, der auch als Rapper Loki bekannt ist, ist allerdings kein Roman. Es ist eine Mischung aus Autobiographie und soziologischen beziehungsweise sozialpsychologischen Überlegungen. Seine Kernbotschaft: Nicht nur die äußeren Umstände sind es, die die Menschen in die Armut und das Elend treiben, sondern auch ihre innere Einstellung, die durch jahrelanges Leben in den immergleichen Kreisen entstanden ist. McGarvey beschreibt anhand seiner eigenen Biographie, wie er sich selbst durch eine Änderung seiner Einstellungen zu einem besseren Leben verholfen hat.

Aber auch, was der äußere Einfluss angeht, laufe nicht alles optimal für die Unterschicht: Viele staatliche Hilfsprogramme würden ins Leere laufen, weil die Zielgruppe oft einfach keine Lust habe, an irgendwelchen Theaterprojekten teilzunehmen – manchmal wolle sie nur einen schlichten Raum zum Treffen.

„Armutssafari“ ist nicht immer einfach zu lesen. Die theoretischen Passagen sind stellenweise langatmig und redundant geschrieben und enthalten viele Fremdworte, die man auch dann nachschlagen muss, wenn man eine höhere Schulbildung hat.

Das Buch war in Großbritannien ein Bestseller und wurde mit dem Orwell Prize 2018 ausgezeichnet.

Darren McGarvey: Armutssafari.
Luchterhand, August 2019.
320 Seiten, Taschenbuch, 15,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.

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