Ruth kommt aus dem Frauengefängnis zurück nach Hause. Aber es ist nicht einfach irgendein Zuhause. Es ist der einzige Ort in England, an dem noch Regen fällt, rundum ist alles derart verdorrt, dass bereits Lebensmittelknappheit herrscht. Nur auf dem Anwesen von Ruth und Marc blüht und gedeiht noch Alles, aus unverständlichen Gründen. Ruht erzählt ihre Geschichte in Rückblicken. Sie und ihr Mann haben die Farm voller Hoffnung gekauft, um aus dem engen Londoner Stadtleben herauszukommen, um selber anzubauen und mit dem entschleunigten Leben auch aus ihrer Ehekrise herauszufinden. Man kann nicht behaupten, dass mit der Dürre die Katastrophe kam, aber es hat es sicher nicht einfacher gemacht, dass die Farm plötzlich im Mittelpunkt des Interesses stand. Neidische Nachbarn vergiften ihren Hund und ganz ehrlich, bei der Beschreibung wie Ruth Blue sucht und findet, hätte ich das Hörbuch fast in die Ecke gepfeffert. Die Schilderung ging hier so unter die Haut und war so authentisch gelesen, dass ich in der Nacht dreimal aufgestanden bin und nachgesehen habe, ob mein Hund noch atmet.
Nachdem das überstanden war, kann geht es spannend weiter. Eine Sekte quartiert sich mehr oder weniger ungefragt auf der Farm ein und Ruth verfällt ihr beinahe ganz und gar. Inzwischen ist das Gehöft polizeilich bewacht, weil jeder in England auf die einzige Stelle will, die noch Regen hat und wo noch etwas wächst. Und dann stirbt Ruths und Marcs Enkelsohn, und Marcs pädophile Anlagen kommen ans Tageslicht. Aber Ruth ist und bleibt die Hauptverdächtige. Ist sie dem Wahn verfallen, dass die Quelle keine männlichen Nachkommen duldet, und hat deswegen ihren eigenen Enkel getötet. Sie weiß es nicht, denn sie traut sich längst selbst nicht mehr. Bewacht und mit Fußfessel ausgestattet versucht sie ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen und sich damit auseinanderzusetzen, wie viel sie wirklich angerichtet hat, als sie der Sekte „Die Rose von Jericho“ verfallen ist.
Die Geschichte ist in der Ich-Perspektive aus Ruths Sicht erzählt und Gabriele Blum liest derart eindringlich, dass man sich der Geschichte selbst dann nicht entziehen könnte, wenn sie schlechter wäre. Aber sie ist richtig gut, mischt Umweltszenario mit Thriller und durch die Sprünge zwischen Vergangenheit und Gegenwart, die die Autorin so hervorragend beherrscht, dass man als Zuhörer immer weiß, wo man gerade ist, geht die Handlung sehr zügig und zielgerichtet voran.
Ein echter Geheimtipp.
Catherine Chanter: Die Quelle, gelesen von Gabriele Blum.
Argon Verlag, Februar 2015.
6 CDs, 16,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.