Vier Arbeitskollegen straucheln im „Herbst“ ihres Lebens – oder vielmehr kurz vor der Rente. Wie kaum eine andere versteht es die englische Autorin Barbara Pym sarkastische Spitzen und leise Untertöne, Humor und Tragik so gekonnt zu vermischen. Ihre vier unterschiedlichen Charaktere skizziert sie haargenau. Die Figuren blitzen so lebhaft vor unserem inneren Auge auf, als würden sie uns bei einem Earl Grey auf dem Sofa gegenübersitzen. Die Autorin staffiert jede einzelne mit ebenso liebenswerten wie skurrilen Eigenheiten aus. Edwin, Norman, Letty und Marcia sind zwar grundverschieden, dennoch verbindet sie mehr als nur ihre Arbeit in d
er Abteilung einer Londoner Firma. Alle vier sind alleinstehend, einsam und wissen nicht, womit sie die langen Tage abseits des Büros füllen sollen. Oder wie Norman sich angesichts der gefürchteten Ferienzeit eingestehen muss: „Ein paar Urlaubstage hatte er noch in der Hinterhand. ‚Man weiß nie, wozu so etwas gut sein kann‘, sagte er, aber er argwöhnte selbst, dass ihm diese Reservetage nie zu etwas gut sein würden, sondern sich vor ihm ansammeln würden wie die Haufen toten Laubs, die im Herbst auf die Gehsteige geweht wurden.“ (S. 60)
Die menschenscheue Marcia hat eine Marotte: Sie sammelt Milchflaschen und Konservendosen, um sie ständig neu zu sortieren, während Haushalt und Garten verwildern. Seit ihrer Mastektomie schwärmt sie für ihren Chirurgen Dr. Strong. Die Kontrolluntersuchungen werden zum sozialem Highlight. Obendrein sticht sie durch einen ziemlich schrillen Modegeschmack, beziehungsweise durch Fehlen desselben, ins Auge. Weiterlesen


Kunst ist eine Ausdrucksform. Kunst ist aber auch Unterhaltung. Die 1945 in England geborene Susan Herbert versteht vor allem den zweiten Punkt besser als die meisten anderen. Sie möchte die Menschen unterhalten, sie zum Schmunzeln bringen und ihnen ein wenig Freude bereiten. Dafür hat sie sich etwas ganz Besonderes ausgedacht: Sie malt bekannte Gemälde ein zweites Mal – jedoch sind die Protagonisten ihrer Werke nicht länger Götter und Menschen, sondern Katzen. Die Bilder sind von außergewöhnlicher Präzision und so gut wiedergegeben, dass zumindest die bekannteren jedem sofort erkenntlich sind. Das typisch kritisch-zufriedene Lächeln im Gesicht gucken Katzen unter feinen Häubchen und Hüten hervor und übernehmen die Darstellungen, als sei es nie anders gewollt gewesen. Botticelli, da Vinci, Raffael, Michelangelo, van Gogh – ihre Werke und die vieler anderer erwachen einmal mehr zum Leben, auch wenn Madonnen jetzt weiche Pfoten haben und Gott Schnurrhaare.




