Manchester ist berühmt für seine zwei namenhaften Fußballclubs, dazu gibt es einige alte Häuser und eine Zeitung, wie es sie im UK nirgends sonst gibt! Die Stranger Times widmet sich in den Artikeln all dem, was seriöse Zeitungen nicht mal mit der Kneifzange anfassen. UFO-Sichtungen, das Monster von Loch Ness, Vampire und Dämonen, selbst Engel und Ehefrauen von Autobahnen werden hier gewürdigt.
Kopf hinter der Zeitung ist deren Herausgeber Vincent Bancroft. Einst war er der Enthüllungsjournalist schlechthin, ein Mann, der mehr Politiker und Banker entlarvt und auf die Anklagebank geschickt hat, als all seine Kollegen zusammen. Dann starb seine Frau – der krasse Absturz folgte.
Die Stranger Times, sein cholerischen Naturell und die Flasche mit dem Hochprozentigen sind nun seine Begleiter. Doch dann fasst er plötzlich und unerwartet Hoffnung. Könnte es sein, dass seine Frau doch noch irgendwie präsent ist, dass sie ihm Nachrichten, Hilferufe aus dem Grab sendet?
Bancroft kümmert sich nur mehr um diese, seine neue Obsession, Hannah, seine Vertreterin, hat überraschend fristlos gekündigt, um sich in eine Wellnessoase zu begeben. Hier soll sie im Auftrag der Begründer, unsterblicher Magier, die die Welt aus der zweiten Reihe heraus regieren, dem Rätsel um den sprunghaften und letztlich letalen Auswirkung bei den Insassen des Instituts auf die Spur kommen.
Der Rest der Redaktion bemüht sich mehr oder minder chaotisch den Beiden beizustehen …
Was war das für ein toller erster Teil, den uns Stand-up-Comedian C. K. McDonnell vorletztes Jahr kredenzte?
Eine wunderbar stimmige Mischung aus Urban Fantasy, markanten Figuren, Humor und sarkastischen Seitenhieben auf soziale und politische Brennpunkte.
Letztes Jahr folgte dann der zweite Band, der mich zumindest leider nicht überzeugen konnte. Zu abgedreht die Handlung, zu unfokussiert und aufgesetzt wirkend das Figurenkarussell.
Nun also Band drei – und McDonnell macht es wieder besser. Zwar erreicht der Roman bei Weitem nicht das Niveau des Anfangstitels, doch der, genauer, die beiden Handlungsfäden, sind wieder klarer herausgearbeitet, die Seitenhiebe auf moderne Entwicklungen spitziger, das Tempo höher. Dabei greift der Verfasser auch Rätsel und Fragen aus den ersten beiden Teilen auf, bietet Lösungen und installiert neue Mysterien.
Dass wir das Figurenkabinett inzwischen kennen, erleichtert uns das Zurechtfinden, allein, dass die Handlung in sich zwar abgeschlossen, jedoch eine Fortsetzung scheinbar unabdingbar ist, nährt die Vermutung, dass der Autor uns hier eventuell eine Endlosserie kredenzen möchte. Warten wir also ab, ob und wie es weitergeht – vorliegender Band zumindest zeigt wieder einige der Stärken des Verfassers.
Erwähnen darf ich noch, dass der Verfasser auf seinem Internetauftritt diverse Kurzgeschichten rund um die Stranger Times – in Englisch – online gestellt hat, die der Fan gerne kostenfrei goutieren kann.
C. K. McDonnell: Love will tear us apart – Nach dem Tod fängt das Leben erst richtig an: The Stranger Times 03
aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von André Mumot
Eichborn Verlag, September 2023
494 Seiten, Taschenbuch, 24,00 Euro
Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.