Benjamin Monferat: Welt in Flammen

benParis im Mai 1940: Während vor den Stadtmauern der Krieg brodelt, setzt der Orient Express zu einer brisanten Fahrt an. An Bord sind die unterschiedlichsten Menschen, Flüchtlinge, Könige eines untergegangenen Königreiches, Angehörige der russischen Zarenfamilie. Aber nicht nur die Passagiere sind geheimnisvoll, auch einer der Wagen muss im Verborgenen transportiert werden. In diesem Wagen hat einst Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg den Vertrag von Versailles unterschrieben. Nun hat Hitler nur eins im Sinn: Frankreich demütigen und sie ihre eigene Kapitulation in diesem Wagen unterschreiben lassen. Die Zeit drängt und der Zug bewegt sich scheinbar unaufhaltsam Richtung Osten.

Benjamin Monferats historischer Roman ist eine wahre Schatzkiste. Mit einer Fülle an Figuren und zahlreichen Szenenwechseln, bei denen keine von ihnen jemals zu kurz kommt, könnte dieser Roman kaum abwechslungsreicher sein. Dabei fragt man sich, ob es einem Autor überhaupt gelingen kann, einen fast 800 Seiten starken Roman zu schreiben, ohne in Längen zu verfallen. Monferat gelingt das! Sogar sehr, sehr gut!

Die Handlung ist in die einzelnen Reiseabschnitte bis zum Ziel des Zuges gegliedert. Die Figuren könnten dabei kaum unterschiedlicher sein. In häufigen Wechseln lernt man sie allmählich näher kennen, immer bleibt jedoch auch ein Teil von ihnen im Geheimen. So ahnt man beispielsweise, dass ein Attentäter an Bord sein muss, der es auf den karpatischen König Carol abgesehen hat. Bis zur Aufdeckung des Attentäters gelingt es einem als Leser oder Leserin allerdings kaum, dessen Identität klar offenzulegen. Carol wird allerdings nicht nur von einem Attentäter verfolgt, sondern auch von seiner ehemaligen Geliebten Eva, einer deutschen Jüdin, mit der er bisher in Paris gelebt hat. Sie wiederum hat sich, mehr dem Zufall geschuldet, einem seltsamen Mann angeschlossen, der sich Ludwig nennt und behauptet, Amerikaner zu sein. Er spricht im Schlaf allerdings immer wieder Deutsch, was Eva an seiner Identität zweifeln lässt.

So entsteht und nach ein farbenprächtiges Zusammenspiel, bei dem man Dank Monferats Feingefühl für Spannung immer genau am richtigen Ort ist. Die Seiten verfliegen nur so, nicht zuletzt wegen des gelungenen Schreibstils des Autors. Von diesem Mann wird man sicher noch hören!

Ein wirklich, wirklich tolles, abwechslungsreiches und spannendes Buch! Vielleicht eines der besten des Jahres.

Benjamin Monferat: Welt in Flammen.
Wunderlich, August 2014.
784 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22,95 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.

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