Ava Reed: Ashes and Souls 01: Schwingen aus Rauch und Gold

Milena steht eigentlich erst am Anfang ihres Lebens. Das Abitur steht an, dann der weitere Bildungsweg – doch dann kommt alles anders, als gedacht. Sie, die mit ihrer Mutter zuerst in Prag, dann in London und nun in Berlin lebt muss hilflos mitansehen, wie die einzige Bezugsperson, die sie hat, ihre Mutter, grau wird. Mila hat seit Geburt eine besondere Gabe – wenn ein Mensch am Ende seines Weges angekommen ist, wenn der Tod bevorsteht, dann nimmt dieser, dessen Gesicht in den Augen Miras einen grauen Ton an.

Auch wenn sie es ihrer Mutter am Todesbett noch anders in die Hand versprochen hat, Mila nimmt die Spur ihrer Herkunft auf. Tief versteckt im Wandschrank, in der hintersten Ecke findet sie zwei Polaroid-Fotos – auf dem Einen ist sie als kleines Kind auf einer Brücke in Prag zu sehen, auf dem Anderen eine Straße in Prag. So löst sie den kärglichen Haushalt auf, meldet sich von der Schule ab und reist in die tschechische Hauptstadt. Bereits am zweiten Tag wird sie in einem Park überfallen. Etwas Mysteriöses, etwas Angst einflößendes passiert, als sie den Dieb berührt – eine sonderbare Kraft überkommt sie, der Dieb wird grau. Kurz darauf trifft sie auf einen ganz in weiß gekleideten Fremden, der ihr seine Hilfe anbietet. Und diese hat sie mehr als nötig, verlieren vor ihren Augen doch immer mehr Menschen die Farbe – zudem weckt ihre Gabe das Interesse der Engel, sie selbst bezeichnen sich als Ewige, die das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse, Licht und Schatten austarieren. Zwei Engel – ein dunkler und ein heller zeigen ungewöhnliches Interesse an Mila, ein Interesse, das bald mehr wird und die Ewigen in große Gewissensnöte stürzt…

Urban Romance, so nennt man die vielen Romane, die große Gefühle mit übernatürlichen Wesen kombinieren und sich vornehmlich an junge, weibliche Leserschichten wenden. Vorliegend beginnt eine weitere Serie, eine Dilogie (Zweiteiler) die uns von großen Gefühlen, jeder Menge Dramatik und besonderen Gaben zu berichten weiß. Dabei nutzt die Autorin bewusst einmal nicht die intime Ich-Erzähl Perspektive, sondern zeichnet in der dritten Person das etwas andere Bild eines Himmels und Hölle sowie deren Bewohner. Hier hat sie mich positiv überrascht, sind doch die beiden ungleichen Ewigen, die sich um Mila bemühen so ganz anders, als die üblichen Engel.

Neben den Gefühlen, hier ist insbesondere die wahre Heimsuchung Milas durch ihre ungewollte Gabe zu nennen die sehr intensiv und gut nachvollziehbar geschildert wird, sind es die Figuren, die dem Roman ihr Gepräge verleihen. Die beiden Ewigen sind hier ebenso im Rampenlicht wie die Protagonistin selbst. Hier bekommt der Leser viel Interessantes geboten, erhält ungewöhnliche und damit überraschende Einblicke in einen etwas anderen, bürokratischen Himmel, der zum Lesevergnügen beiträgt. Daneben nimmt sich die Autorin Werten wie Freundschaft, Loyalität und Opferbereitschaft an, berichtet uns aber auch von drohendem Verrat und Enttäuschungen.

Der Plot selbst beginnt eher verhalten, nimmt dann aber immer mehr Tempo auf bis er mit dem üblichen Cliffhanger abbricht – Fortsetzung folgt.

Ava Reed: Ashes and Souls 01: Schwingen aus Rauch und Gold.
Loewe, September 2019.
384 Seiten, Gebundene Ausgabe, 18,95 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.

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