Andrea Camilleris sizilianischer Kommissar Montalbano hat inzwischen schon fast so viele Fälle gelöst wie sein venezianischer Kollege Brunetti von Donna Leon: 15 in Romanen und vier in Kurzgeschichten.
In seinem 19. Fall lässt der italienische Bestseller-Autor den Commissario die Wahrheit am Horizont entdecken: „Der Tanz der Möwe“ ist einer der spannendsten Krimis der Reihe.
Das Bild, mit dem der Roman beginnt, lässt den schrulligen Ermittler und die Leser nicht mehr los: Montalbano beobachtet auf seiner Terrasse den Todestanz einer Möwe. Das Tier bäumt sich noch einmal auf, dreht sich um sich selbst, bevor es zusammensackt und stirbt. Dieses Erlebnis bleibt rätselhaft, und lange ist es auch geheimnisvoll, was die Szene mit dem Krimi zu tun hat. Immer wieder fragt Montalbano „Haben Sie schon einmal eine Möwe sterben sehen?“
Mitarbeiter verschwunden
Montalbanos Lieblingsmitarbeiter Fazio ist plötzlich verschwunden. Bei der Suche nach ihm, findet die Polizei zwei Tote. Lazio ist verletzt und hat sein Gedächtnis verloren. Die Spur führt wieder zu sizilianischen Mafia.
Natürlich erfahren wir auch diesmal etwas aus dem Privatleben des inzwischen 57 Jahre alten Kommissars. Freundin Livia hat er zu Beginn des Romans wieder versetzt, und um dem Mörder auf die Spur zu kommen, lässt sich Montalbano mit einer Frau ein. Den Mörder hat der Kommissar in dem Krimi immer im Visier, beobachtet ihn, so wie er selbst beobachtet wird. Es ist bis zum Schluss spannend, wie Montalbano aus Puzzlesteinchen von Beobachtungen Ermittlungsergebnisse zusammen setzt. Lazio ist immer in Gefahr, weil die Mörder vermuten, dass er sie beobachtet hat.
Mit viel sizilianischer Atmosphäre beschreibt der 88-jährige Camilleri diese Geschichte, in der am Schluss der Todestanz der Möwe doch noch eine Bedeutung bekommt. Sieben weitere Montalbano-Krimis sind bereits auf Italienisch erschienen und werden gerade übersetzt.
Andrea Camilleri: Der Tanz einer Möwe.
Bastei Lübbe, April 2014.
272 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Julia Gaß.