Alex Capus: Susanna

Es sind mit der Zeit schon einige Romane von Alex Capus, die ich gelesen und sehr gemocht habe. Sie sind meist vielschichtig, ruhig und doch spannend. Oft haben sie auch einen historischen Hintergrund.

Dies gilt auch für seinen neuen Roman „Susanna“, der die Geschichte der Susanna Faesch (1844-1921, Künstlername Caroline Weldon) erzählt, einer in der Schweiz geborenen Malerin, die als Jugendliche mit ihrer Mutter nach Amerika auswandert. Zu einer Zeit voller Umbrüche und Wandlungen. Elektrizität und Dampfkraft nehmen an Bedeutung zu, die Städte verändern sich gravierend und im Westen der USA gibt es immer wieder heftige Kämpfe zwischen den neuen Siedlern und den verschiedenen Indianerstämmen.

Susanna ist schon als kleines Mädchen eigenwillig, beginnt doch der Roman damit, dass sie als Fünfjährige einem Kutscher ein Auge aussticht. Ihre Mutter ist eine sehr stille Frau, die sich streng an Konventionen hält, dann aber doch die Trennung von ihrem viel älteren Mann sucht. Unter Zurücklassung der drei Söhne, nur mit Susanna, reist sie nach Amerika und lebt dann dort zusammen mit einem anderen Mann, den sie erst durch ihren Ehemann kennenlernte.

Susanna wächst sehr freigeistig auf, lässt sich in keine Form pressen, hat aber auch keine Ambitionen. So lebt sie mehr oder weniger vor sich hin, malt Portraits und verdient damit ihren Lebensunterhalt.

Das im Klappentext erwähnte Ereignis „Mit ihrem Sohn reist Susanna ins Dakota-Territorium. Sie will zu Sitting Bull, um ihn zu warnen.“ (Klappentext der gebundenen Ausgabe) tritt erst auf den wirklich allerletzten Seiten ein. Bis dahin tröpfelt die Handlung recht inhalts- und ziellos dahin. Zwar finden sich im Roman die von Capus bekannten angenehm plastischen Beschreibungen von Landschaft, politischen und sonstigen Verhältnissen, aber auch sie geraten gerne mal zu weit- und abschweifend.

Überhaupt gibt es immer wieder völlig unvermittelt langatmig-ausführliche Rückblicke, so beispielsweise ziemlich zu Beginn, als über viele Seiten aus dem Leben des Karl Valentiny berichtet wird, des Mannes, in welchen sich Susannas Mutter verliebt.

Zusammenfassend muss ich sagen, dass der mit Ruhe und einer gewissen Lakonie erzählte Roman zwar gut geschrieben ist, aber über Strecken doch auch leider recht langweilig.

Alex Capus: Susanna.
Carl Hanser Verlag, Juli 2022.
288 Seiten, Gebundene Ausgabe, 25,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Renate Müller.

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