Johannes Mario Simmel: Es muss nicht immer Kaviar sein

Geheimagent und Gentleman – aus heutiger Sicht vielleicht ein bisschen antiquiert, aber nicht minder gut zu lesen wie vor Jahrzehnten. Immerhin ist das Buch, das jetzt zum 100. Geburtstag des Autors neu aufgelegt wurde, bereits 1960 erschienen. Viele werden den Bestseller damals gelesen und inzwischen vielleicht vergessen haben. Es lohnt sich, ihn mit dem Wissen von heute, vor dem Hintergrund der Entwicklungen, die Simmel damals ja nicht vorhersehen konnte, noch einmal zu lesen. Die Sprache mag ein bisschen seltsam anmuten, der damaligen Zeit entspricht sie ebenso wie die Rechtschreibung, die ja mittlerweile reformiert worden ist. Das mag zu Anfang ein bisschen seltsam wirken, aber nach ein paar Seiten, nimmt man das gar nicht mehr richtig wahr.

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Paul Murray: Der Stich der Biene

Der irische Schriftsteller Paul Murray (u.a. „Skippy stirbt“) porträtiert in seinem neuen Roman „Der Stich der Biene“ die Familie Barnes, indem er die Kapitel abwechselnd aus Sicht der einzelnen Mitglieder erzählt: Tochter, Sohn, Mutter, Vater – in dieser Reihenfolge.

Es handelt sich um eine Familie in Schwierigkeiten. Das Autohaus, in dem Vater Dickie arbeitet, droht pleite zu gehen, Mutter Imelda, die eigentlich lieber den Bruder ihres Mannes geheiratet hätte, kommt mit dem finanziellen Niedergang schlecht zurecht, Teenager-Tochter Cass droht im Alkoholexzess unterzugehen, und der zwölfjährige Sohn PJ plant die Flucht. Keiner der Charaktere ist ein Sympathieträger. Das alles ist recht deprimierend und von wenig Freude durchzogen.

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Haneen Al-Sayegh: Das unsichtbare Band

Emotional, poetisch, kraftvoll. Die in Berlin und Beirut lebende Autorin Haneen Al-Sayegh gewährt Einblicke in das Leben von Frauen der drusischen Glaubensgemeinschaft, die in den Bergen des Libanon nach strengen patriarchalischen Regeln leben. Ihre Hauptfigur Amal ist ein Leben lang zerrissen zwischen der Liebe zur Familie und ihrem Drang nach Freiheit und Selbstbestimmung. In lyrischen Bildern wandern wir durch Amals Gedankenwelt und eine Welt, die jenseits der öffentlichen Wahrnehmung nach eigenen, geheimnisvollen Riten lebt. Gleichzeitig wird sich Amal der Stärke des „unsichtbaren Bandes“ bewusst, dass die Frauen unterschiedlichster Religionen im Libanon eint, im Positiven wie im Negativen. Dazu gehören sowohl Aufopferung und Liebe, als auch Schweigen und ererbtes Leiden. Ein faszinierender Einblick in eine Welt, die wirkt, wie aus der Zeit gefallen.

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Vigdis Horth: Ein falsches Wort

Vom tiefen Zerwürfnis innerhalb einer Familie handelt der Roman „Ein falsches Wort“ der 1959 geborenen norwegischen Autorin Vigdis Hjorth.

Vordergründig geht es um Erbschaftsstreitigkeiten unter vier Geschwistern, in die die Ich-Erzählerin Bergljot, eine Frau um die 60, hineingezogen wird, obwohl sie schon längst den Kontakt zu ihren Eltern und teils auch zu ihren drei Geschwistern abgebrochen hat.

Doch mehr und mehr stellt sich beim Lesen die Frage, warum Bergljot sich eigentlich von ihrer Familie losgesagt hat.

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Jörg Hartmann: Der Lärm des Lebens

Jörg Hartmann, der im Tatort den Dortmunder Kommissar Peter Faber spielt, hat nun auch ein Buch geschrieben. „Der Lärm des Lebens“ heißt es, und es geht darin um verschiedene Episoden aus der Vergangenheit des Schauspielers. Der Roman ist zwar nicht gänzlich autobiografisch – der Name seiner Frau und Details aus der Beziehung mit ihr stimmen nicht mit Hartmanns tatsächlichem Leben überein –, jedoch dürfte der Anteil an Selbsterlebtem in diesem Text ansonsten sehr hoch sein.

„Der Lärm des Lebens“ wartet mit zwei dicken Pluspunkten auf: Zum einen ist er immer dann besonders stark, wenn es um Hartmanns Familie in Herdecke geht, wo er aufgewachsen ist. Herrlich, wie er die typische Ruhrpottsprache wiedergibt: Schlawannzuch, Kuckse, wonnich?, Mach mich nich rammdösich … Wer selbst im Ruhrpott aufgewachsen ist, kann sich über solche lautmalerischen Wortschöpfungen bestens amüsieren. Auch sonst strahlen die Erlebnisse in seinem Elternhaus schönstes Ruhrpottflair aus.

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Jonathan Lethem: Der Stillstand

Nach dem Stillstand hat sich die USA von den Errungenschaften der modernen Zivilisation verabschiedet. Computer, Autos, Handys, Fernseherund die liebgewonnen elektronischen Gadgets des Alltags – alles weg! Lethams Protagonist mit dem Spitznamen „Journeyman“ hat Glück gehabt, dass er sich zum Zeitpunkt des beginnenden Stillstands auf einer abgelegenen Halbinsel im Osten der USA aufgehalten hat. Denn hier betreibt seine Schwester Maddy mit ein paar anderen Aussteigern eine Bio-Farm. Die kleine Gemeinschaft kann sich nach Zusammenbruch der Lieferketten selbst versorgen. Sie lebt abgeschottet von der Außenwelt, die Grenze zum Festland wird von den mysteriösen Mitgliedern der „Kordonisten“ gesichert. Gegen die Bezahlung von Lebensmitteln schützt der Trupp die friedlichen Bio-Bauern gegen feindliche, gewalttätigen Einflüsse von außen. Behauptet er zumindest. Durch das Fehlen jeglicher Kommunikationsnetze weiß niemand auf der Halbinsel, wie es um den Rest der Welt steht. Herrschen bürgerkriegsähnliche Zustände beim Kampf um die letzten Ressourcen? So gehen die Insulaner lieber den fragwürdigen Schutzdeal mit den Kordonisten ein.

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Maxim Leo: Wir werden jung sein

Kongenial und brillant! Niemals altern, bis hin zur Unsterblichkeit: Diesen ewigen, aber gleichfalls brandaktuellen Menschheitstraum beschreibt Maxim Leo in einem treffsicheren und vielschichtigen Roman. Sein literarisches Kunststück geht moralischen Denkanstößen, Chancen und Risiken nach. Sie werden anhand der Schicksale von vier Probanden dargestellt, die an einer Studie für ein neues Herzmedikament teilgenommen haben. Bei den verjüngenden Effekten handelt es sich um eine nicht eingeplante Nebenwirkung. Die Protagonisten erleben so manche Überraschung, positiv wie negativ. Denn wie heißt es doch so schön: Alles im Leben hat seinen Preis. Sogar die ewige Jugend.

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Jacqueline Kornmüller: Das Haus verlassen

Die Ich-Erzählerin besitzt ein Ferienhaus. Es ist 150 Jahre alt und aus Stein gebaut. Die Erzählerin hat es als halbe Ruine erworben, renoviert und in die Gegenwart gerettet. Jetzt aber zieht es sie zu neuen Ufern und sie geht daran, das Haus zu verkaufen. Sie inseriert es online und eine Karawane an Interessenten tritt auf den Plan, besichtigt dieses, beschaut jenes, hinterfragt und will wissen.

Die Ich-Erzählerin gibt den möglichen neuen Besitzern des Hauses Bezeichnungen wie „der Innenministermann“, „die Suchende“, „der Diamantenhändler“ oder „die Stillen“. Man muss an dieser Stelle erwähnen, dass das Haus und seine Besitzerin miteinander kommunizieren. Das Haus ist manchmal empört, beleidigt, amüsiert oder es schweigt trotzig. Im Grunde ist ihm sein Verkauf recht bis egal, aber es möchte sich mit seinen neuen Besitzern im wahrsten Sinne des Wortes verstehen.

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Bella Osborne: So was wie Freunde

Berührende Freundschaftsgeschichte – nicht ohne Klischees

Ganz neu ist die Geschichte, die dieser Roman erzählt nicht. Über die Freundschaft zwischen einem Teenager und einem älteren Mensch, wie auch über die Bemühungen von Einwohnern, ihre Bücherei vor der Schließung zu retten, wurden schon etliche Bücher geschrieben. Dennoch liest man auch diesen Roman gerne, denn er berührt, macht auch nachdenklich und er ist gut geschrieben.

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Tsokos & Tsokos: Heinz Labensky und seine Sicht der Dinge

Michael und Anja Tsokos, ein Ehepaar aus Berlin, haben gemeinsam einen Roman geschrieben, der ein wenig an Forrest Gump oder auch den Hundertjährigen, der aus dem Fenster stieg und verschwand, erinnert: Ein einfältiger Mensch erlebt die haarsträubendsten Abenteuer und verstrickt sich dabei sogar in Ereignisse von weltgeschichtlicher Bedeutung, die er entscheidend beeinflusst.

In „Heinz Labensky und seine Sicht der Dinge“ ist es jemand, der zwar die Grundschule nicht gepackt hat, dafür aber später in der DDR unter anderem ein Attentat gegen Staatsgast Willy Brandt verhindert, sich an der Suche nach dem legendären Bernsteinzimmer beteiligt oder die Terroristen Andreas Baader, Ulrike Meinhof und Gudrun Ensslin trifft, die sich auf der Durchreise befinden.

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