Andreas Aschberg: Puppenspiel

Nach einem gefährlichen und misslungenen Auftrag sehnt sich der in die Jahre gekommene Detektiv Egidius Stahl nach einem einfachen Auftrag. Seine jungen Kollegen spüren deshalb eine verwirrte Mandantin auf, die für die Suche nach ihrer vermissten Katze zahlen will. Ihre Geschichte von einer beobachteten Entführung, die keine gewesen sein soll oder dem Einbruch in ihrem Haus, den die Polizisten nicht glauben, klingt so verworren, dass sie Egidius Interesse weckt. Er und seine Kollegen finden recht schnell Spuren von einer technisch hochwertigen Drohne, die in die Richtung einer der größten Sicherheitsfirmen zeigt. Ehe sie die Zusammenhänge begreifen, katapultiert der neue Auftrag Egidius und sein Team in ihren gefährlichsten und größten Fall.

Andreas Aschberg weiß aus der Perspektive des Projektleiters und Managers, wie Konzerne funktionieren und was Erfolgsdruck mit den Menschen machen kann. Dieses Thema verpackt er in einen Detektivroman, der im Deutschland der nahen Zukunft spielt. 2040 tragen die meisten Menschen Livebrillen, die sie mit der virtuellen Welt verbinden. Wer gefühlsecht ins Livenet eintauchen will, steigt in einen mit Plasma gefüllten Tank. Dank vieler Sensoren spürt der Spieler das Gleiche wie sein Avatar. Bisher hat der alternde Egidius das Livenet gemieden. Für seine aktuelle Ermittlung muss er zum ersten Mal in einen Tank klettern, um in der beliebten virtuellen Galaxis auf Douglas Adams Pfaden nach Verbrechern zu suchen.

„[…], wie schnell er sich an die geschmeidigen […] Bewegungen seiner Figur gewöhnt hatte, wie großartig er mit der Verjüngungskur zurechtgekommen war. […] Die […] Realität hatte ihn wieder. […] Erstaunlich, wie viele Körperfunktionen nur noch einen Bruchteil ihrer ursprünglichen Leistungsfähigkeit hatten. […] Der normale Alterungsprozess war schlimm genug […] 40 Jahre in vier Sekunden, das war eine ganz andere Nummer.“ (S. 320)

Aschbergs Blick in die nahe Zukunft verweist immer wieder auf vergangene Ereignisse, deren Folgen wie eine Kettenreaktion aus routiniertem Scheitern spürbar sind. Wer zum Beispiel 2040 den Notruf wählt, spricht mit dem automatisierten Bürgerservice, eine schnell beleidigte künstliche Intelligenz, die jeden Hilfesuchenden in die Verzweiflung treibt.

Andreas Aschbergs flotte und klug erzählte Geschichte nimmt den Leser auf eine kurzweilige Reise, die einfach Spaß macht. Seine gelungene Mischung aus Spannung und Humor funktioniert bestens.

Andreas Aschberg: Puppenspiel.
Storyhouse Verlag, Februar 2020.
488 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Bovenkerk-Müller.

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