Am 14. Oktober vor drei Jahren verschwand ein nicht unerheblicher Teil der Weltbevölkerung spurlos und unerklärlich. Wo sie hingegangen sind, ist unklar. Doch jeder, der geblieben ist, kennt mindestens eine Person, die jetzt wie ausgelöscht ist. Den Bürgermeister Kevin trifft es sogar mehrfach. Eigentlich ist am 14, Oktober zumindest niemand aus seiner Familie verschwunden. Doch seine Frau und sein Sohn schließen sich verschiedenen Sekten an, die sich in Reaktion auf die Ereignisse gebildet haben. Viele Menschen sehen in dem Verschwinden der anderen das Wahrwerden der biblischen Entrückung. Kevin bleibt zurück mit seiner Teenagertochter, die ihr Image von der Einserschülerin zum Partygirl wandelt.
„Die Verlassenen“ ist die Romanvorlage zur erfolgreichen TV-Serie aus den Staaten, die bisher auf Sky ausgestrahlt wird. Im Wesentlichen folgt man als Leserin oder Leser den Mitgliedern von Kevins Familie, von denen jeder anders mit seinem Schicksal umgeht. Was insgesamt auffällt, ist eine antriebslose Stimmung, die selten durchbrochen wird. Seiten über Seiten liest man scheinbar Belangloses, ohne dass wirklich viel Handlung vorhanden ist.
Zurück bleibt aber dennoch eine Geschichte, die ihre interessanten Seiten hat. Denn hier findet auch vielen verschiedenen Ebenen Trauerbewältigung statt. Wer eine actionreiche Dystopie mit Science-Fiction-Elementen sucht, ist bei „Die Verlassenen“ sicher falsch. Aber zwischen den Zeilen lassen sich gute Ansätze finden, die auch lesenswert sind. Vor allem bei Kevin selbst und seiner Tochter sind derartige Reaktionen zu beobachten.
Alles in allem vielleicht nicht das lesenswertete Buch der Welt, aber doch ein netter, gut geschriebener Roman über ernste Themen, der nur manchmal etwas am Ziel vorbeischießt und an nicht vorhandener Handlung scheitert.
Tom Perrotta: Die Verlassenen.
Heyne, Oktober 2014.
448 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.