Ein Buch über Schakkeline und Kevin muss heutzutage jeder geschrieben haben. Meist sind diese Bücher überzogen witzig, bedienen sich im Klischee-Fundus der Gesellschaft und nerven schon nach gut 40 Seiten nur noch. Nicht so „Die Schakkeline ist voll hochbegabt, ey“. Die Autorin ist Psychologin und arbeitet als Sachverständige beim Familiengericht. Sie wird immer dann in die Familien gerufen, wenn die Betreuungssituation unklar ist, wenn Partner sich um das Sorgerecht streiten oder die Frage einer Inobhutnahme eingeschätzt werden muss. In ihrem Buch beschreibt sie verschiedene Fälle, zu denen sie gerufen wurde. Welche am Anfang ihrer Karriere, als sie noch schockiert war, und welche aus der Gegenwart, wo sie so schnell nichts mehr umhaut.
Manchmal greift Seeberg im Ton daneben, stellt Gesellschaftsmitglieder eben in das Licht der altbekannten Klischees. Meistens aber erzählt sie anrührende Geschichte, die teils auch schmunzeln lassen. Der Titel des Romans ist wohl eher reißerisch zu verstehen, als Kaufstrategie. Denn mit den meisten Schakkeline-Büchern unserer Zeit hat sie nicht so viel gemein. Die Lektüre unterhält und verfliegt schnell. Zurück bleiben Unglaube, ein leicht trauriges Gefühl und zugleich ein Schmunzeln auf den Lippen. Sie schafft dabei auch ein wenig Verständnis für die Angehörigen ihres Berufes und legt offen, was beispielsweise solchen Gutachten zugrunde liegt. Dabei bleibt sie selbst nicht gefühllos, sondern lässt immer wieder durchscheinen, dass auch ihr das Erlebte oft nahegeht.
Ein gut zu lesendes Werk, das nicht so überzogen wirkt wie seine Namensvetter!
Sophie Seeberg: Die Schakkeline ist voll hochbegabt, ey.
Knaur, Dezember 2013.
256 Seiten, Taschenbuch, 8,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.