Richard Dübell: Zorn des Himmels

sturmKöln im Spätmittelalter ist ein bunter Ort. Die Fährmanntochter Philippa hat ihren eigenen Kopf. Ungewöhnlich fürs Mittelalter und nicht ganz einfach für die junge Frau. Ihr Vater und ihr langjähriger Freund haben beschlossen, dass es jetzt endlich Zeit für die Hochzeit ist. Aber etwas sträubt sich in Philippa. Sie will nicht, jedenfalls nicht jetzt und nicht so. Dazu denkt sie zu unabhängig, dazu ist das Leben zu spannend. Gerade jetzt, wo ein seltsamer junger Fremder ihre Aufmerksamkeit erregt hat.

Der Kaiser besucht Köln im Sommer. Kann der junge Mann ein Attentäter sein oder ist er unschuldig? Er selbst kann sich nicht erinnern, nicht einmal an das, woran er glaubt.

Richard Dübell erzählt die Geschichte auch aus dem Blickwinkel des jungen Mannes und lässt uns deshalb daran teilhaben, dass er sich wirklich nicht erinnern kann. Er merkt nur, dass er seltsame Fähigkeiten besitzt, dass ein Körper reagiert, obwohl er nicht sagen kann, worauf und wie. Damit macht er sich nicht nur Freunde in Frankfurt. Erinnerungen blitzen auf, Erinnerungen, die er nicht zuordnen kann und die ihn glauben lassen, er habe schreckliches getan. Vielleicht ist er es sogar, der das gefürchtete Attentat auf den Kaiser plant. Vielleicht wird sein Körper es einfach ausführen und er wird es nicht kontrollieren können. Er weiß es nicht.

„Zorn des Himmels“ ist ein flüssig geschriebener, gut zu lesender Roman, der eine der großen Katastrophen des Mittelalters als Hintergrund nutzt. Denn im Sommer 1342 brach ein Unwetter über Frankfurt – und nicht nur Frankfurt – herein, dass es bis in die Chroniken geschafft hat. Die Menschen müssen damals geglaubt haben, der Tag des jüngsten Gerichts wäre bereits gekommen. Die Fluten, die Leichen von Mensch und Tier und Trümmer von Geschehnissen mit sich trugen, von denen die Menschen noch nichts wissen konnten, müssen ihnen vorgekommen sein wie die Ankündigung des letzten Tages. All das spielt eine Rolle in diesem Roman, aber auch die typisch menschlich-pragmatische Haltung des Überlebens. Des wieder neu Beginnens nach der Katastrophe.

Insgesamt ein schöner, runder Roman über eine beinah in Vergessenheit geratene Flut in Deutschland.

Richard Dübell: Zorn des Himmels.
Bastei Lübbe, Oktober 2014.
400 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.

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