„Das Jahrhundertversprechen“ ist der letzte Teil der Trilogie um die drei großen Errungenschaften der Industriellen Revolution, die die Massen begeistert haben: Zuerst die Eisenbahn, dann das Flugzeug und jetzt im letzten Band das Automobil (und auch der Film). Berlin zu Beginn der 20ger Jahre des 20. Jahrhunderts ist ein gefährliches Pflaster. Das bekommen auch die Briests zu spüren, die gemeinsam mit ihrer kleinen Tochter Luisa in die Wirren der Inflation geraten. Der junge Max Brandow rettet Luisa das Leben und riskiert dabei sein eigenes. So wird der ehemalige Berliner Straßenjunge von den Briests erst quasi und dann auch wirklich adoptiert.
Jahre später hat Max seine Leidenschaft für Autos, insbesondere Autorennen entdeckt. Mit seinem Mechaniker Gehalt versucht er den finanziell schwächelnden Gutshof der von Briests zu unterstützen. Noch ist er „nur“ Mechaniker bei einem der großen Rennställe, aber seine Chance wird kommen.
Luisa dagegen interessiert sich außer für Max für den Film und als sie Fritz Lang kennenlernt, scheint einer Karriere als Schauspielerin nichts mehr im Wege zu stehen. Ihr verdanken wir unterhaltsame Einblicke in die Entstehung und Finanzierung von Metropolis.
Mit leichter Hand bringt Richard Dübell dem Leser die Geschichte der Jahre 1921 – 28 nahe. All die großen und kleinen Katastrophen, die Umbrüche, die Verzweiflung lässt er den Leser durch seine Protagonisten nacherleben. Dazu sind all die großen Namen der Anfangszeit des Automobils kommen mit Max oder den Briests in Berührung: Fritz von Opel, Christian Riecken, Rudolf Caracciola und natürlich Clänore Stinnes, deren Weltumrundung legendär ist. Als Detektiv kommt Otto von Briest mit den Politikern der Ära wie Walther Rathenau in Kontakt. Aber auch der beginnende Nationalsozialismus ist bereits zu spüren, in Form von Siegurd Cramm, dem Nachkommen des Cramm-Gutes, mit dem die Briests ja seit dem ersten Band verfeindet sind. Sehr schön ist beschrieben, wieso sich ausgerechnet Menschen wie Siegurd vom Nationalsozialismus angezogen fühlten und was sie sich davon erhofften – und wie sie daran glaubten oder eben auch nicht.
Alles in allem ein lohnenswertes Buch, das man zur Not auch allein lesen kann, das aber dann Lust auf die beiden Vorgängerbände macht.
Richard Dübell: Das Jahrhundertversprechen.
Ullstein, Juni 2018.
656 Seiten, Taschenbuch, 13,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.