Weil Finnland in diesem Jahr Gastland der Frankfurter Buchmesse ist, erscheinen jetzt einige Bücher von finnischen Autoren auch auf Deutsch. Eines von ihnen ist „Winterkrieg“ von Philip Teir, geboren 1980. Im Mittelpunkt dieses Debütromans, der im gehobenen Akademikermilieu spielt, steht die Ehekrise von Max, einem 60-jährigen Soziologen, und seiner fünf Jahre jüngeren Frau Katriina. Die ohnehin schon belastete Beziehung wird nicht besser, als Max eine Affäre mit einer jungen Journalistin beginnt. Auch im Leben der beiden Töchter Helen und Eva ist nicht alles nur schön. Die eine schlägt sich im Familienalltag mit zwei kleinen Kindern durch, die andere verzweifelt an ihrem Kunststudium in London und verschiedenen Liebhabern.
Das alles liest sich unterhaltsam und psychologisch glaubwürdig und ist keineswegs so trist, wie die Schilderung oben glauben machen könnte. Immer wieder erleben die Mitglieder der Familie Paul auch lichte Momente, und es zeichnen sich Silberstreife am Horizont ab. Politische Themen wie etwa das Aufkommen der Occupy-Bewegung nach der Wirtschaftskrise, werden zwar dezent angerissen, erschlagen aber nie das Hauptthema der Geschichte.
Ein überraschend reifer Roman für einen Autor, der gerade mal 34 Jahre alt ist.
Philip Teir: Winterkrieg.
Blessing, September 2014.
384 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.