Elowen Atarah stammt aus königlichem Haus. Was bei jedem anderen ein Grund zur Freude wäre, ist bei ihr ein Problem – letzteres großgeschrieben. Als Kleinkind wollte man ihr etwas Gutes tun. Ein Segen sollte auf ihr Leben gelegt werden, fünf versteinerte Dracheneier wurden mit ins Bettchen gelegt. Dass aus diesen fünf dann eine entsprechende Anzahl von Drachen schlüpfen würde, war nicht vorgesehen. Genauso wenig wie, dass ihr gleißender Odem gleich einige Hochwohlgeborene verbrennen würde. Dass die kleine Kronprinzessin von Imirath eine magische Verbindung zu den Drachen hegt, sorgte dafür, dass man sie folterte.
Sie floh, ließ ihre Drachen in den Händen ihres despotischen Vaters zurück und versteckt sich in einem kleinen, geheimen Königreich inmitten eines riesigen Waldes.
Doch ihren Traum, sich mit den Drachen wieder zu vereinen, hat sie nie aufgegeben.
Wie heißt es so schön treffend – der Feind meines Feindes ist mein Freund?
Cayden Veles, gefürchteter Kommandant von Vareveth, bietet ihr ein Bündnis an – er will, mit ihrer tatkräftigen Hilfe, das Reich ihres Vaters überfallen, sie bekäme bei Erfolg Zugang zu den Drachen. Eine sogenannte Win-win-Situation – nur, kann sie dem zwielichtigen Kämpfer trauen? Und warum nur findet sie ausgerechnet diesen Mann mit Narbe so attraktiv …?
Auch Heyne kann und will sich dem Trend hin zur Romantasy nicht verschließen. So legt der Verlag passend zur Leipziger Buchmesse den Auftakt einer entsprechenden Reihe vor. Und man hat sich verlagsseitig wirklich Mühe gegeben: Hardcover, dazu ein passendes Cover, das einen Drachen in einem Flammenmeer zeigt, und Rundum-Farbschnitt zeigen, dass man die Zeichen der Zeit erkannt hat und der Leserin respektive dem Käufer ein entsprechend schön gestaltetes Buch anbieten möchte.
Inhaltlich erwartet uns auf den ersten Blick ein durchaus munter erzähltes Abenteuer. Mit dabei: Prinzessinnen (na ja, mehr eine davon), ein charismatischer Bad Guy, Drachen, Königreiche, Verrat und, ja, große Gefühle dürfen natürlich nicht fehlen. Wie heißt dies neudeutsch so treffend? Enemies to Lovers, Slow Burn – Schlagworte, die auch vorliegend den Inhalt treffend charakterisieren.
Was Darling dabei gut gelungen ist, ist die Darstellung der langsam reifenden Romanze. Hier treffen zwei Charaktere aufeinander, die eigentlich nicht so recht wollen, von der Autorin und dem Schicksal aber zusammen gezwungen werden. Die Beschreibung der zum Großteil chaotischen Gefühlswelt unserer Prinzessin ist durchaus amüsant und kurzweilig zu lesen. Lesende, die schon öfter entsprechende Romane goutiert haben, werden hier aber auf viel Bekanntes stoßen. Die Handlung per se ist recht vorhersehbar und ohne wirkliche Überraschungen oder Höhepunkte.
Im Vergleich dazu ist der Weltenbau weniger überzeugend. Die Darstellung der archaischen Welt bleibt fast schon rudimentär, die Charaktere selbst unglaubwürdig. Dabei ist anzumerken, dass Darling abseits der großen Bühne der Hauptfiguren eigentlich niemanden wirklich interessant oder auch nur lebensecht zeichnet. Hier fehlt dem Werk eindeutig Tiefe.
So ist dies ein Roman, mit dem Romantasy-Fans sicherlich glücklich werden, der aber vieles offen lässt, insgesamt bei den Beschreibungen zu oberflächlich bleibt und das Besondere leider vermissen lässt.
Olivia Rose Darling: Fear the Flames – Die Drachenkönigin
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Katharina Herzberger
Heyne Verlag März 2025
526 Seiten, gebundene Ausgabe, Euro 24,00
Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.