Politische Entscheidungsprozesse im Bundestag und ihre gelegentliche Absurdität, aber auch die zeitweilige Flucht der Abgeordneten vor diesem Alltag sind die Themen in Nikolaus Breuels Debutroman „Schlossplatz, Berlin“.
Der charismatische Politiker Rödel setzt mitten in Berlin den Bau einer riesigen Badelandschaft durch. Doch das Projekt wird und wird nicht fertig. Immer neue Schwierigkeiten tauchen auf, immer mehr Geld versickert.
Die Aufsichtsratsmitglieder müssen sich in nächtlichen Sitzungen, die sie nur halb dösend überstehen, durch riesige Akten-Berge wühlen. Vergleiche mit real existierenden Problem-Projekten wie dem Berliner Flughafen oder der Hamburger Elbphilharmonie sind gewollt.
Der Leser sieht die Geschichte durch die Augen eines anderen Abgeordneten, des Ich-Erzählers, der zu Beginn des Romans nach Schiffs-Motorschaden auf einer Hallig in der Nordsee strandet. Was für ihn zunächst ein Albtraum ist, wird mehr und mehr zum ersehnten Fluchtpunkt vor der Politik, den er später mehrfach freiwillig ansteuert, zumal er eine Beziehung mit der Inselbewohnerin Kathrin Knudson beginnt.
„Schlossplatz, Berlin“ ist ein lehrreicher Roman für alle, die sich für die Mechanismen interessieren, nach denen Politik funktioniert – oder eben auch manchmal nicht. Die lauten Redenschwinger kommen genauso vor wie die leisen, erfahrenen Vertreter aus der zweiten Reihe, die die Faktenlage genau kennen und deshalb wichtige Strippenzieher im Hintergrund sind. Das alles zeugt von viel Sachkenntnis des Autors, eines 1960 geborenen Berliner Unternehmers.
Allerdings bleibt der Roman an Stellen, in denen es um die Liebschaft des Ich-Erzählers oder seine Gedanken geht, seltsam spröde.
Nikolaus Breuel: Schlossplatz, Berlin.
dtv, März 2015.
280 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,90 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.