Gut sechzehn Jahre ist es her, dass Anna ihren größten Albtraum hinter sich gelassen hat. Damals ging sie endlich von der Schule ab und auf die Universität. Jahre des Mobbings lagen hinter der jungen Schülerin, bei der nicht jedes Gramm an der richtigen Stelle saß. Am schlimmsten wurde es beim Abschlussball, als ihr sogar ihr Schwarm James in den Rücken fiel und sie vor allen Mitschülern blamierte. Mittlerweile ist sie eine angesehene Historikerin und hat auch sehr viele Kilos auf ihrem Weg verloren. Doch zu dem Klassentreffen möchte sie trotzdem nicht gehen! Wer hätte schon ahnen können, dass der perfekte James mit einem mittelmäßigen Job und einer kaputten Ehe gesegnet ist? James und Anna treffen immer wieder aufeinander – und das Schlimmste: Er erkennt sie nicht einmal!
Mhairi McFarlanes neuer Roman begleitet James und Anna, die in der Schulzeit einst eine seitens Annas einseitige Schwärmerei verband. Dabei hat James das Mädchen niemals gemobbt, sondern eher zugesehen wie es passierte. Erst am Abschlussball war er es, der eine der größten Demütigungen überhaupt erfand. Anna ist über ihre Vergangenheit hinweg, hat sich um 180 Grad gedreht und könnte kaum besser aussehen. Kein Wunder also, dass James und sein Freund Laurence sie bei der Klassenfeier, zu der sie sich schließlich doch verleiten lässt, nicht erkennen. Laurence gefällt das, was er sieht, sogar sehr gut und er beginnt, die hübsche Frau anzubaggern. Auch James muss sich ihr stellen, denn plötzlich muss er mit ihr zusammenarbeiten, um eine gute Figur im Job zu machen. Das Schicksal nimmt sprichwörtlich seinen Lauf und manche Wendung der Handlung bleibt vorhersehbar.
Aber dennoch steht „Vielleicht mag ich dich morgen“ für gute, teils sogar witzige Unterhaltung. So hat James zum Beispiel einen plüschigen Kater, den ihm seine Frau bei ihrem Auszug dagelassen hat. Das Tier ist ohne Menschen nicht überlebensfähig und braucht ständig irgendwelche komplizierten Medikamente. Anna allerdings setzt den Kater bei ihrem ersten Besuch in James‘ Haus kurzerhand vor die Tür, wo das weltfremde Tier fast überfahren wird. „Vielleicht mag ich dich morgen“ ist voll von diesen netten Witzen und einigen guten Dialogen, ohne dabei wirklich überragend zu ein.
Eben nette Unterhaltung für Zwischendurch, nicht mehr, aber auch nicht weniger!
Mhairi McFarlane: Vielleicht mag ich dich morgen.
Knaur, Mai 2015.
496 Seiten, Taschenbuch, 9,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.