Lori Nelson Spielman: Nur einen Horizont entfernt

nelsAls Hannah Farr von einer ehemaligen Mitschülerin, die sie in der Schule lange Zeit gemobbt hat, zwei Versöhnungssteine erhält, verändert sich ihr Leben schon bald maßgeblich. Fiona Knowles, die die Steine erfunden und Hannah derart drangsaliert hat, will eine Kette der Vergebung auslösen. Den einen Stein soll man zurückschicken an den Absender als Zeichen, dass man vergeben hat. Den anderen soll man gemeinsam mit einem neuen Stein an jemanden, dem man selbst Schaden zugefügt hat und den man nun um Vergebung bittet. Hannah verbannt die Steine wochenlang in die hinterste Ecke einer Schublade und holt sie erst wieder heraus, als sie ein Exposé für einen neuen Job bei einem anderen Fernsehsender haben will. Doch sie bittet die Falsche um Vergebung. Wäre es nicht viel wichtiger, ihre Mutter, die sie seit 16 Jahren nicht gesehen hat, um Vergebung zu bitten?

Hannah Farr wird als distanzierte, aber erfolgreiche Fernsehmoderatorin vorgestellt, die die Freundin des Bürgermeisters ist und im öffentlichen Interesse steht. Ihr Partner erkennt schnell, dass Skandale für ihn aber auch sie verheerend sein werden. Er will nicht, dass Hannah in ihrer eigenen Vergangenheit wühlt und vielleicht sogar etwas zutage befördert, was an die Öffentlichkeit dringt. Sie soll ihr Geheimnis für sich behalten und schweigen. An dieser Stelle stellt sie ihre Beziehung und ihr ganzes Leben in Frage und verändert sich.

Dennoch bleibt „Nur einen Horizont entfernt“ hinter den hohen Erwartungen zurück, die Lori Nelson Spielmans Erstling „Morgen kommt ein neuer Himmel“ hinterlässt. Die Geschichte ist bei weitem nicht so berührend, was vielleicht auch an der Protagonistin liegt. Sie lässt nicht nur ihre Mitmenschen nicht an sich heran, sondern auch die Leserinnen. Sie bleibt einem nicht fremd, aber doch in der Ferne. Die einzigen Momente, die man als gefühlvoll bezeichnen könnte, sind jene, bei denen sie auf den Weingutbesitzer RJ trifft, den sie in Michigan kennenlernt. Doch selbst hier lässt sich Hannah nicht mitreißen, sondern agiert vernünftig. Erst im letzten Drittel hellt diese Stimmung etwas auf und es passieren auch spontane Entscheidungen.

Ein sehr netter Roman, der es nicht mit seinem Vorgänger aufnehmen kann.

Lori Nelson Spielman: Nur einen Horizont entfernt.
Krüger, Mai 2015.
368 Seiten, Taschenbuch, 14,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.

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