America Singer ist nur ein ganz normales Mädchen aus Illeà, den Überresten des ehemaligen Amerikas. Es herrscht eine Art Kastenwesen und es wird nicht gerne gesehen, wenn man einen Menschen niedrigeren Standes heiratet. Doch America ist als Angehörige der fünften Kaste in Aspen, einen jungen Mann niederer Herkunft verliebt. Als die beiden soweit sind, sich den Vorurteilen ihrer Eltern zu stellen, ergibt sich eine besondere Chance für alle Mädchen des Landes. Maxon, der Prinz, sucht durch ein Auswahlverfahren eine Gemahlin. 35 junge Frauen will er in den Palast einladen und kennen lernen. Durch Aussiebung soll ganz am Ende nur noch eine übrig bleiben, die dann die Chance ihres Lebens erhält. Als Prinzessin steigt sie in die oberste Kaste auf und lebt in Reichtum. America lässt sich dazu drängen, an dem Auswahlverfahren teilzunehmen und landet prompt im Palast. Ist das das Ende ihrer Liebe zu Aspen?
Ohne deutliche Fantasy-Elemente zieht Kiera Cass eine zukunftsorientierte Geschichte auf. Es haben ein vierter und fünfter Weltkrieg stattgefunden, Amerika ist zerfallen und hat sich in kleineren Reichen zusammengerottet. Viele Menschen leben in akuter Armut, wenige verfügen über Kapital und Macht. America steht mit ihrer Familie am Rande dieser Armut. Sie haben nicht viel, aber es reicht zum Leben. Ihr heimlicher Freund Aspen hat es da nicht so gut. Seiner vielköpfigen Familie fehlt es oft am Nötigsten. Bei einer Heirat hätte America kaum Vorteile und doch liebt sie Aspen. Er will ihr eine bessere Zukunft ermöglichen und zwingt sie, an der Auswahl der Prinzessin teilzunehmen. Erst sieht es so aus, als habe sie keine Chance zwischen all den hübschen jungen Damen. Doch sie entwickelt sich zur Favoritin des Volkes und Maxons.
Dieser Roman hat alles, was das Teenagermädchen sucht, das Fantasyromane hasst, aber total auf Liebesgeschichten steht. Es geht um Gefühle, erste Liebe und die eigene Zukunft. Riskiert America alles, um mit Aspen in Armut zu leben? Oder will sie an Maxons Seite das Land repräsentieren und im Überfluss schwelgen? Man kommt sich vor wie in der Romanversion des Bachelors, dem TV-Format bei RTL, in der sich mehrere Frauen um einen begehrten Mann zanken. Denn auch hier gibt es Zickenterror, Gerüchte und Intrigen en masse. Nur wenige der Mitstreiterinnen würden einer anderen den jungen Mann gönnen und deshalb setzen alle etwas daran, sich selbst ins beste Licht zu rücken und die anderen abzuwerten. Spannung ist dabei nur unterschwellig vorhanden, die Geschichte kommt schon oft ins Stocken, wird aber nie gänzlich langweilig. Die Autorin lässt sich immer etwas einfallen, doch noch einen Weg zurück zur Haupthandlung zu finden.
Ein netter Roman für Teenager, die Trilogien mögen, Fantasy aber nicht.
Kiera Cass: Selection.
Sauerländer, Februar 2013.
368 Seiten, Gebundene Ausgabe, 16,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.