Kathleen Glasgow: Mädchen in Scherben

Charlotte ist 17 Jahre alt und zurzeit in der geschlossenen Abteilung der Psychiatrie untergebracht. Bis vor wenigen Tagen lebte sie auf der Straße, verletzte sich regelmäßig selbst, nahm Drogen. Jetzt hat sie ein Dach über dem Kopf, schweigt aber den ganzen Tag beharrlich. Sie ist hier sicher, sicher vor ihm. Das glaubt Charlotte und sie würde alles dafür tun, um hierzubleiben. Sie will nie wieder nach da draußen, bei ihn und all die Gefahren, die zusätzlich lauern.

Kathleen Glasgows „Mädchen in Scherben“ ist von der ersten Zeile an harte Kost. Noch dazu ist der Start in die Geschichte mehr als befremdlich. Man lernt Charlotte wenige Tage nach ihrer Aufnahme in die Psychiatrie kennen. Sie spricht nicht und auch ihre Gedanken, an denen man als Leser oder Leserin natürlich Anteil hat, sind alles andere als geordnet. Man erfährt dennoch schnell, dass sie einen Selbstmordversuch hinter sich hat und sich oft gefährlich tief geritzt hat. Die Mädchen, mit denen sie nun zusammenlebt, haben ähnliche Schicksale hinter sich und die Stimmung auf der Station kann nur als bedrückend beschrieben werden.

Der Roman beschreibt aber nicht nur Charlottes Zeit in der Psychiatrie, sondern auch das Danach. Ihr Start in ein neues Leben, bei dem ihr ihr Kumpel Michael hilft. Sie bekommt einen Job als Tellerwäscherin in einer Bar, findet eine winzige Wohnung, es scheint bergauf zu gehen. Doch kann man einer Vergangenheit wie ihrer tatsächlich entfliehen?

Der Roman ist eindringlich geschrieben, manche Kapitel sind nur ein kurzes Aufblitzen wie Schlaglichter. Man muss oft zwischen den Zeilen lesen und wird von der bedrückenden Stimmung fast erschlagen. Eingeordnet wird der Roman vom Verlag als Jugendbuch, ich würde es bestenfalls ab 16 Jahren empfehlen, eher sogar für Erwachsene. „Mädchen in Scherben“ ist ein guter Roman, der sich allerdings nicht leicht lesen lässt und auch nach den letzten Seiten noch lange nachhallt. Man muss sich auf die Geschichte einlassen können.

Gute, aber schwere Lektüre. Eine Leseprobe vor dem Kauf ist fast unabdingbar!

Kathleen Glasgow: Mädchen in Scherben.
Fischer, März 2018.
448 Seiten, Taschenbuch, 14,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.

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