Keiner in der Stadt kennt Emma Cartwright. Man würde sie sofort erkennen, wüsste jemand ihren richtigen Namen. Einst war sie Susan Webster, die Susan Webster. Jene Frau brachte vor drei Jahren ihren Säugling Dylan kaltblütig um, indem sie ihn mit einem Kissen erstickte. Sie hat ihre Strafe verbüßt und war drei Jahre lang in der Forensischen Psychiatrie. Nun soll sie draußen ein neues Leben beginnen. Just in dem Moment ihres Neustarts als Emma erhält sie Post, adressiert an Susan Webster. Ist bereits jetzt jemand hinter ihr dunkles Geheimnis gekommen? Der Brief enthält nichts Geringeres als ein Foto eines etwa dreijährigen Jungens. Auf der Rückseite ist der Name Dylan und das aktuelle Jahr notiert. Kann das sein? Lebt Dylan vielleicht noch?
Jenny Blackhurst ist ein spannender Psychothriller gelungen, bei dem man als Leser oder Leserin sehr lange Zeit im Dunkeln tappt. Ja, eigentlich weiß man bis fast zur letzten Seite nicht recht, was man glauben soll. Das sorgt für Hochspannung bei einem sensiblen Thema. Susan, heute Emma, hat ihr kleines Baby erstickt! Das sind die Gefühle natürlich in Aufruhr. Wie soll man eine solche Protagonistin mögen und sich vielleicht sogar mit ihr identifizieren? Sie wird als gebrochene Frau vorgestellt, die dennoch Mut gefasst hat, mit ihrer neuen Identität ein neues Leben zu beginnen. Doch niemals werden die Ereignisse sie loslassen, vor allem deswegen nicht, weil sie keinerlei Erinnerungen mehr an den Vorfall hat. Wie ausgelöscht scheint der Tod ihres Sohnes für sie zu sein. Und das macht sie fertig!
Es entsteht ein fesselnder Roman über die Schuldfrage und auf der Suche nach der Wahrheit. Tolle Lektüre für all jene, die klassische Krimis und Thriller nicht unbedingt mögen, für Hochspannung allerdings zu haben sind.
Jenny Blackhurst: Die stille Kammer.
Bastei Lübbe, Mai 2015.
448 Seiten, Taschenbuch, 9,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.
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