Die Menschheit ist einen weiten Weg gegangen. Sie hat sich die Erde untertan gemacht, dann wurden die Planeten des heimischen Sonnensystems kolonisiert und begonnen, den Mars in eine zweite Heimat für Menschen zu verwandeln. Mitgeholfen haben dabei die Menschen, die ihr ganzes Leben im Raum verbringen – die Gürtler. Auf ihren Raumstationen, den Schiffen und Habitaten leben, leiden und sterben sie, immer ausgenutzt und unterdrückt von den Erdlern.
Nach der Entdeckung des Protomoleküls, der Tore zu anderen, weit entfernten Planeten aufgestoßen hat, hat sich alles geändert. Die Gürtler rebellierten angeführt von Marco Inaros und seiner freien Raummarine, ließen gigantische Felsen auf die Erde prallen und brachten Milliarden Menschen um. Dass Marcos sich zu einem Despoten entwickelt, der das Überleben derer, für die er offiziell kämpft aus dem Visier verliert, die Grauen, die er mit seinen Terrorakten auch bei seinen gemäßigten Verbündeten auslöst führt dazu, dass seine Koalition auseinanderbricht.
Wieder einmal stehen James Holden und die Crew der Rosinante im Zentrum des Geschehens. An ihm ist es, Marco aufzuhalten und den Menschen im Sonnensystem die Chance auf ein Überleben zu eröffnen – auch wenn dies bedeutet, dass er sich erst zum Politiker und dann zum Militär wandeln muss …
Die Lobenshymnen für die Expanse Serie von Ty Franck und Daniel Abraham überschlagen sich nicht erst seit der phänomenalen Verfilmung als TV-Serie. So muss moderne Science Fiction sein, real wirkende Figuren in einer überzeugend ausgestalteten Umgebung, die aktuelle Entwicklungen ebenso aufgreift, wie die Habgier aber auch die Opferbereitschaft der Menschen, so kann man es nachlesen.
Der sechste Band führt unsere Crew wieder zurück in heimische Gefilde. Nachdem man in den letzten Teilen die Hinterlassenschaften der unbekannten Hochkultur erforscht, einen fremden Planeten besucht hat, sind das Schiff und seine Besatzung heimgekehrt. Die Terrorakte haben auch ihre Sichtweise und damit ihr Verhalten geändert. Zwar versucht gerade Holden für Verständnis für die Gürtler zu werben, anhand kleiner Posts aufzuzeigen, dass auch auf den Stationen Menschen leben, die in ersten Linie nur ihre Frieden möchten, die kleine Freuden zu schätzen wissen und die eben keine brutalen Bestien in Menschengestalt sind, allein die Terrorakte, die Vernichtung weiter Teile der Erde machen sein Werben für Verständnis und Toleranz nicht eben leichter. Allerdings müssen auch die Rebellen erkennen, dass ihr Anführer das Gemeinwohl nur zu oft hinten an stellt, ja aus den Augen verloren hat. Macht korrumpiert, da wussten schon die Römer, und an dem Wahrheitsgehalt dieser Aussage hat sich nichts geändert.
Der Roman selbst startet eher verhalten. In immer wieder wechselnden Sichtweisen wird die Situation im Sonnensystem quasi jeweils von innen her beleuchtet. Über Marcos Sohn erhalten wir einen Einblick in die Vorgänge bei den Rebellen, Abweichler, Politiker und natürlich die bekannten Protagonisten der Rosinante sorgen für weitere Sichtweisen. Dies führt zwar dazu, dass sich der Plot selbst zunächst etwas behäbig in Gang setzt, dafür aber bekommen wir einen sehr umfassenden Eindruck wie es bei den verschiedenen Konfliktparteien aussieht, was diese bewegt, motiviert und belastet und wie sie mit der Situation umgehen. All dies führt dazu, dass dem Roman wieder ein gerüttelt Maß an Authentizität umgibt, dass wir tief in die Handlung eintauchen und fasziniert dem Plot folgen. Angereichert wird dies dann mittels durchaus philosophischen Gedanken und Überlegungen, die uns die Autoren anbieten.
Insoweit reiht sich der Roman passend in die Reihe der Bücher um den Expanse ein, wobei erfreulich zu konstatieren ist, dass die Autoren das Niveau der Reihe halten können.
James Corey: Babylons Asche.
Heyne, Juni 2017.
624 Seiten, Taschenbuch, 14,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.